Rezension

Zeiten des Umbruchs - Magdalena und die Reformation

Magdalena Himmelstürmerin
von Rudolf Herfurtner

Bewertet mit 5 Sternen

Inhalt:
Wir schreiben das Jahr 1517. Nach einem tragischen Unglück muss es für die junge Magdalena irgendwie weitergehen. Bei ihrer Mutter in Jüterbog kann sie nicht bleiben, und so reist Magdalena zu ihrer Tante nach Wittenberg, um bei ihr zu leben. Dort erlebt sie die Anfänge der Reformation hautnah mit, denn niemand Geringerer als Dr. Martin Luder (später Luther) lehrt und predigt in der Stadt, die immer mehr Studenten anlockt. Zwischen "altem" und "neuem" Glauben steht auch Magdalena - wie so viele andere Menschen ihrer Zeit - und versucht für sich selbst, den rechten Weg zu finden. Und dieser ist oftmals steinig, gefährlich, aber auch wunderschön ...

Meinung:
Wow, für ein Jugendbuch hat der Autor hier einige gewichtige (theologische) Themen verpackt: Reformation, Ablasshandel, Kirchenhierarchie, Fegefeuer, Sündenverständnis ... Darauf muss man sich als leser einlassen wollen - dann bekommt man aber auch einen sehr spannenden, gefühlvollen Roman, der einen in die Zeit und die Welt des ausgehenden Mittelalters entführt!

Durch Magdalensas Augen erlebt der Leser hautnah mit, wie das Leben in dieser Zeit war: streng geregelt, oftmals hart und sogar gefährlich, der Tod war allgegenwärtig. Aber diese Zeit bot auch viele neue Möglichkeiten, die sich hier ganz konkret für Magdalena eröffnen, z.B. die Chance auf ein wenig Bildung auch für die einfache Bevölkerung (auch für Frauen), der schwindende Einfluss der Kirchenmänner auf die Menschen, die durch die reformatorischen Gedanken regelrecht aufgeklärt wurden. Es war eine Zeit des Umbruchs, die aber auch Kampf und Anfeindungen mit sich brachte, wie Magdalena schmerzvoll erfahren muss!
Zwar macht Magdalena oftmals schwere Zeiten durch, sie muss mit Verlusten und Rückschlägen zurechtkommen, aber immer wieder fasst sie neuen Mut und blickt optimistisch in die Zukunft. Es macht wirklich Freude, ihre Entwicklungen mitzuverfolgen! Mehr als nur einmal stellt sich Magdalena Fragen, die durchaus auch für unsere heutige Moderne relevant sind! Sie ist einfach eine durch und durch sympathische, authetische Figur! Auch die Nebencharaktere sind schön ausgearbeitet, auch wenn sie gar nicht so oft in Erscheinung treten.
Mit wenigen Worten schafft es der Autor, spannende und abwechslungsreiche Szenarien zu beschreiben, die den leser sofort mit ins Geschehen ziehen. Mir erschien es fast unglaublich, wie viel auf diesen knapp 300 Seiten passiert!
Die Sprache, die der Autor gewählt hat, ist gewöhnungsbedürftig, aber, wie ich finde, absolut passend für den Roman. Manch einer mag sie vielleicht als "altbacken" oder unmodern bezeichnen, aber der Schreibstil überträgt sehr stimmig ein Bild der damaligen Zeit.

Fazit:
Das Buch ist eine echte Perle! Selten habe ich ein so gefühlvolles, "echtes" historisches Jugendbuch gelesen, das komplett ohne Klischees und Gefühlsduselei auskommt. Magdalena und die übrigen Charaktere passen von ihrem Verhalten und ihrer Sprache absolut in diese Zeit. Der Leser begleitet nicht nur Magdalena auf ihrem ereignisreichen Lebensweg, sondern erlebt die Anfänge der Reformation, das Ringen um den rechten Glauben und das rechte Leben direkt mit!
Von mir gibt es eine ganz klare Leseempfehlung, auch für Erwachsene!
5 von 5 Sternen