Rezension

Zu Recht ein Klassiker!

Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins
von Milan Kundera

Bewertet mit 4.5 Sternen

Ich gebe zu, anfangs fiel es mir etwas schwer, in die Geschichte zu finden. Ich hatte einen solchen philosophischen Einstieg - mit Gedanken frei nach Friedrich Nietzsches Idee der "ewigen Wiederkehr" - nicht erwartet. Nicht zuletzt, weil ich mich vor der Lektüre nicht mit dem Roman befasst hatte - wo doch überall geschrieben steht, wie sehr "philosophisch" er ist ;) Aber wie es meistens der Fall ist, wurde ich schon nach kurzer Zeit gut vom Autor mitgenommen und konnte mich in den Roman "fallen" lassen.

Milan Kundera hat einen Roman über Menschen und ihre Eigenarten geschrieben, über ihre ureigenen Ängste und Wünsche in ihrer unterschiedlichsten Form. Extrem gegensätzlich hat er seine beiden Hauptprotagonisten gezeichnet: Tomas und Teresa. Tomas, ein Prager Chirurg und notorischer "Fremd-Geher", der immer auf der Suche nach dem Unvorstellbaren ist, aber in seinen Dates niemals etwas Tieferes sucht, niemals Liebe. Seine Freundin Teresa hingegen liebt er. Und das, obwohl sie "nur" aus einer Kette von Zufällen heraus in sein Leben gestolpert ist. Teresa liebt Tomas hingebungsvoll und leidet sehr unter seinen Frauengeschichten. Kann ihn aber auch nicht verlassen. Die Liebe ist zu groß. Nach dem Einmarsch sowjetischer Truppen in Prag 1968 (Niederschlagung des "Prager Frühlings") kommt Tomas aufgrund eines selbst verfaßten Zeitungsartikels mit der neuen Regierung in Konflikt - wie auch viele andere Intelektuelle seiner Zeit.

Weiterhin sind da die Nebenfiguren Sabina und Franz. Sabina, eine der Geliebten von Tomas, ist Künstlerin und folgt Tomas in die Schweiz. Dieser ist kurz zuvor mit Teresa aufgrund des politischen Umbruchs dorthin geflohen. Natürlich treffen sich Sabina und Tomas auch in der Schweiz regelmäßig, so dass Teresa widerwillig ihre Rückreise nach Prag antritt, im Bewußtsein, dass es dann kein Zurück mehr geben kann. Tomas folgt ihr. Sabina bleibt. Sie lernt Franz kennen, der unglücklich verheiratet ist und mit Sabina eine Affäre beginnt...

Kundera bezieht in die Geschichte um Tomas und Teresa immer wieder philosophische und auch psychologische sowie geschichtliche Betrachtungen ein. Nietzsche und Descartes sind - unter anderem -  Philosophen, die er anführt. Diese "Abschweifungen" sollen in - sich teilweise aus verschiedener Sicht wiederholenden- Rückblenden die Beweggründe der Protagonisten für ihr Handeln und Denken verdeutlichen. Manchmal war es dann für meinen Geschmack tatsächlich ein bisschen viel, aber im Gesamtbild ist alles sehr stimmig. Selbst seine eigene Meinung teilt uns der Autor hier und da zu den Ereignissen mit. Man hat einige Male sogar das Gefühl, dass der Autor für seine Protagonisten Partei ergreifen, sie verteidigen möchte ;)

Fazit: Mir hat dieser außergewöhnliche Roman vor dem geschichtlichen Hintergrund des "Prager Frühlings" und dessen Niederschlagung sehr gefallen. Kundera bringt dem Leser seine Protagonisten von Seite zu Seite näher, nicht zuletzt, indem er viele ihrer Handlungen immer wieder reflektiert und hinterfragt. Mir sind sie alle auf ihre Art sehr ans Herz gewachsen. Man sollte als Leser jedoch offen sein für Philosophie und Psychologie - Konzentration ist in einigen Passagen gefragt ;) Schließlich habe ich das Buch mit einem äußerst beeindruckten und berührten Gefühl schließen können. Der Roman bekommt Favoritenstatus! Empfehlenswert!
 

 

Kommentare

yvy kommentierte am 05. März 2014 um 10:59

Schöne Rezi, ich kenne nur den Film (den ich toll fand), dein Text macht aber wirklich Lust auf das Buch.

LG

Naibenak kommentierte am 05. März 2014 um 11:19

Dankeschön :) Den Film habe ich kaum in Erinnerung. Vor langer Zeit mal mittendrin hineingerutscht und das Ende habe ich noch vor Augen... LG zurück :)

Catherine Buchling kommentierte am 27. März 2014 um 17:34

Ich mochte das Buch unheimlich gerne! 

Tolle Rezi!

Naibenak kommentierte am 27. März 2014 um 20:54

Dankeschön! :)