Rezension

Zu viel Hormone ... zu wenig Spannung

Eine saubere Angelegenheit - Brigitte Pons

Eine saubere Angelegenheit
von Brigitte Pons

Bewertet mit 3 Sternen

Brigitte Pons, deren Serie mit Frank Liebknecht mir gut gefällt, hat einen neuen Kommissar am Start. Ein Krimi mit viel Humor, das interessiert mich natürlich.

Koffeinjunkie Torge Hansen und sein Kollege Roland (Rollo) Brunner haben einen Bodygard mit durchschnittener Kehle und einen blitzsauberen Tatort. Kein Blut, keine Fasern, kein Garnichts. Seltsam. Im Umfeld gibt es viele Verdächtige, aber es will sich kein Motiv finden lassen. Das freizügige Sexualleben des Ermordeten ist die einzige wirkliche Spur, und die führt zu Dorothee. Sie hatte einen One-Night-Stand mit Raymond und kein Alibi.

Das hätte ein spannender Fall werden können, aber …

Das Team „tappt im Dunkeln und das gerne mal im Kreis“. Selbst der Leser hat mehr Durch- und Überblick, als die beiden Trollos von Ermittlern. Beiden hat die schöne Dorothee den Kopf verdreht, was zugegeben nicht sehr professionell und auf die Dauer auch eher ermüdend ist. Und die Ermittlungen bringt es auch nicht weiter. Dafür braucht‘s dann Zufälle und das berühmte Bauchgefühl. Spannend wird es erst gegen Schluss. Das sollte meiner Meinung nach in einem guten Krimi anders sein.

Betrachte ich nun die humorvolle Seite, ist mir ehrlich gesagt auch da zu wenig geboten. Und das, obwohl es wirklich an lockeren Sprüchen und komischen Situationen nicht mangelt. Die Pointen gehen leider im permanent hormongeschwängerten Geplänkel der Protagonisten unter.

Lustige Charaktere gibt es viele, vor allem unter den Nebenfiguren. Keiner konnte mich wirklich überzeugen. Torges Schlafstörungen und seine Koffeinsucht, ja wo kommen sie eigentlich her? So richtig klärt es sich nicht auf. Wie so vieles bleibt auch das im Ungewissen. Und meine beiden Lieblingsfiguren, die guten Seelen vom Campingplatz, Feinripp-Guntram und seine Hiltrud, haben zwar am Schluss ihren spektakulären Auftritt, fristen aber ansonsten ein Mauerblümchendasein. Das ist unnötig verschenktes Potenzial.

„Eine saubere Angelegenheit“ ist ein Buch, das sich gut lesen lässt, nicht zuletzt, weil es sprachlich sehr locker und flüssig daherkommt. Man bekommt keine Alpträume, es geht nicht unter die Haut, man kann schmunzeln und vielleicht sogar lachen. Viele gute Ideen, alle ausbaufähig, aber der letzte Pfiff hat mir gefehlt. Mich hat das Buch zu sehr an die vielen mehr oder weniger lustigen Krimi-Vorabend-Serien erinnert, wo ich lieber volle Kanne „Der Tatortreiniger“ gehabt hätte. Zugegeben, auch Humor ist Geschmackssache.  Ich gebe Torge und Rollo in jedem Fall noch eine zweite Chance.