Rezension

Voller Überraschungen

Eine saubere Angelegenheit - Brigitte Pons

Eine saubere Angelegenheit
von Brigitte Pons

Bewertet mit 4 Sternen

„...Es sind einfach zu viele Frauen in diesem Fall, das bedeutet Stress für die ungenutzten Hormone...“

 

Dorothee ist jenseits der Vierzig und Arzthelferin. Sie hatte ein langjähriges Verhältnis mit ihrem Chef. Doch jetzt hat er sie verlassen. Sie will nicht gefunden werden und zieht auf den Campingplatz.

Raymond Jarr, neunundzwanzig Jahre alt, wurde tot in seinem Bett gefunden. Ihm wurde die Kehle durchgeschnitten. Allerdings gibt es keinerlei Blutspuren. Raymond hatte zuletzt als Bodyguard gearbeitet. Der Fall landet bei Arno Kessler. Die Hauptarbeit aber verteilt er an Torge Hansen und Roland Brunner, genannt Rollo.

Die Autorin hat einen abwechslungsreichen Kriminalroman geschrieben. Das Buch lässt sich gut lesen, auch wenn ich mir die Schrift einen Punkt größer gewünscht hätte..

Interessant ist schon das Ermittlerteam. Arno Kessler, von den Kollegen als AK abgekürzt, ist um das eigene Prestige bemüht. Deshalb pickt er sich die Rosinen aus den Kuchen, ist dadurch leicht manipulierbar und für die eigentliche Arbeit eher störend.

Torge und Rollo bilden ein gutes Team, auch wenn Reibereien nicht ausbleiben. Torge steht mehrmals neben sich, kann sich dann aber auf Rollos Hilfe verlassen. Allerdings ist Torge der Ideenreichere von beiden, auch wenn er sich dabei gern vergaloppiert.

Raymond hat wiederholt für den Politker Puchinger gearbeitet. Dieser neigt zu rassistischen Äußerungen. Raymond war von schwarzer Hautfarbe und wohnte bis vor wenigen Jahren in Amerika. AK allerdings lässt auf den Politiker nichts kommen.

Sehr schnell erhöht sich die Zahl der möglichen Täter. Auch Dorothee gerät ins Visier. Eines aber verwundert alle und erschwert die Ermittlungen. In der Wohnung fehlt nicht nur das Blut des Toten, die Wohnung ist klinisch rein.

Die Autorin versteht es, den Spannungsbogen über weite Strecken hoch zu halten. Das geschieht durch neue Handlungsstränge, überraschende Wendungen oder wichtige Erkenntnisse der Ermittler. Trotzdem scheinen sich die Kriminalisten immer wieder festzufahren. Gut gefallen hat mir, das auch persönliche Probleme der Ermittler in die Handlung integriert wurden.

Der Schreibstil des Buches lässt sich angenehm lesen. Anschaulich und humorvoll werden die Zustände auf dem Campingplatz beschreiben. Schöne Vergleiche und Wortspiele durchziehen das Buch. Die Autorin beherrscht den Umgang mit Metaphern und den geschickten Einsatz von Adjektiven und Partizipien. Die Dialoge sind aussagekräftig. Vor allen die Gespräche im Präsidium bringen die unterschiedlichen Standpunkte, aber auch Sympathien und Antipathien glasklar auf den Punkt. Obiges Zitat stammt aus einer solchen Szene und beweist den trockenen Humor, der sich durch das Buch zieht.

Das Cover mit den blutigen Handschuhen auf dem ansonsten leeren Fußboden passt.

Der Krimi hat mir sehr gut gefallen. Das lag an dem Ermittlerteam mit Ecken und Kanten und manch ungewöhnlichen Einfällen der Autorin.