Rezension

Zu viele Nebenthemen

Höllenjazz in New Orleans - Ray Celestin

Höllenjazz in New Orleans
von Ray Celestin

Bewertet mit 3 Sternen

Der Axeman geht um! In New Orleans werden immer wieder (anscheinend) unbescholtene Bürger mit einer Axt erschlagen. Nicht nur die Polizei ist auf der Suche nach dem Täter.

Die Geschichte wird in der dritten Person in der Vergangenheit erzählt, dabei wechselt in jedem Kapitel die Perspektive. So ist es schwer, einen eindeutigen Protagonisten auszumachen. Ist es der Polizist Michael, der den Mordfall lösen soll? Der Italiener Luca, der erst vor kurzem aus dem Knast entlassen wurde? Oder doch die junge Privatdetektivin Ida, die zwar ohne Auftrag ihres Chefs, aber dafür mit Hilfe ihres Jugendfreundes Lewis (Louis) Armstrong, dem Musiker, ebenfalls nach dem Täter sucht?

Auch bei der Handlung konnte oder wollte sich der Autor Ray Celestin nicht auf einen einzelnen Fokus beschränken. Neben dem Kriminalfall, der vor lauter anderen Themen beinahe in den Hintergrund rutscht, werden auch der Anfangs des 20.Jahrhunderts grassierende Rassismus (inklusive Rassentrennung), Armut, Korruption und die Schwierigkeiten, als junger Berufsanfänger ohne Verbindungen Fuss zu fassen thematisiert. So muss Michael etwa seine Ehe vor der Öffentlichkeit verstecken, weil er als Weisser eine Schwarze geheiratet hat, was zu dieser Zeit in den Südstaaten nicht nur verpönt, sondern sogar verboten ist. Ida hingegen ist selbst zu einem Achtel Schwarze und wird weder von der einen noch von der anderen Seite anerkannt. Dass sie als ledige Frau kaum seriöse Berufsaussichten hat ist auch nicht weiter überraschend. Luca hingegen war selbst mal Polizist und wurde vor Jahren in einem Korruptionsskandal "geopfert".

Die Geschichte basiert im Grund auf wahren Begebenheiten, allerdings hat sich der Autor einige Freiheiten ausgenommen. So wird das gleich zu Beginn genannte ermordete Ehepaar Maggio genannt, und ein Paar dieses Namens wurde tatsächlich 1918 vom Axeman ermordet. Im Buch ist zu diesem Zeitpunkt allerdings schon von einem Serientäter die Rede, während in Wirklichkeit die Serie mit diesem Doppelmord erst begann (bei mehreren Morden im Jahr 1911 ist zweifelhaft, ob sie dem Axeman zugeschrieben werden müssen). Auch sonst dichtet der Autor das eine oder andere Detail hinzu, um die Mordreihe, die übrigens nie aufgeklärt wurde, noch unheimlicher darzustellen.

Während der Autor es schafft, mit vielen Beschreibungen und der Verwendung von lokalem Vokabular (das im Anhang mittels eines Wörterbuchs erklärt wird) eine schöne, überzeugende Stimmung aufzubauen, konzentrierte sich die Geschichte für meinen Geschmack dann doch zu sehr auf alles andere als den Kriminalfall. Dass der Verlag das Buch auf dem Cover nicht als Krimi oder Thriller, sondern schlicht als Roman anpreist, passt dazu. So konnte mich "Höllenjazz in New Orleans" nur bedingt überzeugen.
 

Mein Fazit

Zu viele Nebenthemen