Rezension

Zum Träumen!

Der Sommer der Blaubeeren
von Mary Simses

Was ist der Geschmack von Sommer? Für mich sind es Erdbeeren und Blaubeeren. In Joghurt, Muffins und besonders in Kuchen. Was passt dann also besser, als zum Abschluss des Sommers nochmal ein richtiges Sommerbuch zu lesen, das auch noch den Titel „Der Sommer der Blaubeeren“ heißt?

In dem Roman lernen wir Ellen Branford kennen, eine erfolgreiche Anwältin aus New York und zunächst gar keine Sympathieträgerin. Die leicht versnobte Großstadtzicke fährt in das kleine Örtchen Beacon in Maine, um dort einen Brief zu überbringen. Der Adressat des Briefes ist ihre kürzlich verstorbene Großmutter, die Ellen im Sterben den Auftrag gab, den Brief zu einem Chet Cummings aus Beacon zu bringen, dem Ort, wo sie aufgewachsen war.

Ellen macht sich also auf den Weg und ihr geschieht gleich erstmal ein Missgeschick: Bei einem Strandspaziergang geht sie auf einen alten Bootssteg und bricht auf dem morschen Holz ein, wird von einer Strömung erfasst und von dem bestaussehendsten Mann der ganzen Gegend, Roy, vor dem Ertrinken gerettet. Gemeinsam mit ihm lüftet sie außerdem nach und nach Geheimnisse im Leben ihrer Großmutter, die einst Beacon verließ und damit scheinbar auch eine ganz besondere Begabung und eine große Liebe. Zugegeben – das Ganze hört sich total klischeehaft an.

Aber trotzdem finde ich nicht, dass man das Buch auf eine handelsübliche Schnulze reduzieren kann, denn da ist irgendwie mehr. Da ist die liebevolle Beschreibung der Kleinstadt, die Verwandlung Ellens von einem Großstadtyuppie in eine lebenslustige fantasievolle Frau, für die Kreativität nicht mehr nur zum Lifestyle gehört, sondern die ihre Träume, von denen sie vorher nicht mal wusste, dass sie sie hatte, verwirklichen will.

Später tauchen dann noch ihr Verlobter und ihre Mutter in Beacon auf und die Sache wird richtig turbulent. Hierbei geht die Autorin auch nicht unbedingt klischeehaft vor. Der Verlobte aus New York ist ja normalerweise ein arroganter Typ, der im krassen Gegensatz zum Traummann aus der Provinz steht, aber auch das ist hier nicht unbedingt gegeben. Natürlich unterscheiden sich die beiden Männer sehr, aber man kann sich als Leserin gut vorstellen, was Ellen an und bei Hayden findet. Dazu kommen urkomische Gestalten wie die Besitzerin des Hotels oder der Barkeeper in einem Restaurant, in dem Ellen sich das erste Mal in ihrem Leben richtig gehen lassen kann.

Ein wunderschöner Sommerroman, der mit keiner überraschend anderen, aber doch irgendwie nicht ganz klischeehaften Handlung aufwarten kann und der einen die lauen Sommerabende noch mal wirklich spüren lässt. Ganz hinten im Buch gibt es dann auch noch das Rezept für Blaubeermuffins, die man aber lieber backen sollte, bevor man das Buch liest, weil man sie dann nebenbei essen kann und das Ganze nicht nur zu einem eingebildeten Geschmack wird.