Rezension

Zusammenhalt, Vergebung und Familie in der Nachkriegszeit

Worte und Wunder -

Worte und Wunder
von Ann-Sophie Kaiser

Bewertet mit 3 Sternen

Buchhandlung Klinger – ein stolzer Besitz, der speziell für die Tochter Ruth eine ganz besondere Bedeutung hatte. Doch dann kam der Krieg und mit ihm zahlreiche Opfer. Der Laden zerbombt, der Hoffnungsträger und Sohn Friedrich im Krieg verschollen und der Vater beim Bombenangriff getötet. So rafft sich die verbliebene Familie auf, um nach dem Krieg die Scherben zusammenzusammeln und die Buchhandlung zu neuem Leben zu erwecken, doch sowohl die Schwiegertochter Rosa als auch Ruth, deren Ehemann Willi auch als verschollen gilt, haben ganz unterschiedliche Ansichten. Dann taucht auch noch ein junge Frau namens Lore auf, verwaist und obdachlos und bringt neuen Schwung in den Laden…
Diese Geschichte steckt voller Geheimnisse und sämtliche Charaktere tragen sie verborgen, viel zu viel hat der Krieg genommen und sie in Ungewissheit gelassen. Fehler, die gemacht werden, Entscheidungen, die getroffen werden und es scheint sich wie eine Schlinge für alle immer weiter zuzuziehen. 

Die Entwicklungen in Deutschland während des Wiederaufbaus, der Konflikt zwischen der Sowjetunion und den Allierten, der zur Teilung von Ost und West führte und für etliche Bewohner erneute Not nach sich zog, die Einführung der Deutschen Mark und auch die Veränderung in der Buchwelt, als nicht mehr alle Bücher unter Diktat standen und das Taschenbuch langsam Einzug hielt – all das wird hier in der Familiengeschichte geschickt mit eingebaut, während jedes Familienmitglied anders mit den neuen Geschehnissen umgeht.

Ruth mit ihrer kühlen, abweisenden Art macht es ihrer Schwägerin Rosa schwer, als Team zu arbeiten, gemeinsam Ideen zu sammeln und umzusetzen. Aber Rosa hat so eine einnehmende, lebendige Art und obwohl sie redet wie ein Wasserfall, hat sie das Herz am rechten Fleck und versucht die Familie zusammenzuhalten.
Besonders nachdem immer wieder Dinge passieren, die alles Bisherige auf den Kopf stellt. So manche Herausforderung, auch von der Konkurrenz, ist zu meistern und jeder muss seinen Platz finden und auf sein Herz hören.

Eine nette Geschichte für zwischendurch, nicht wirklich überraschend, auch ohne große dramatische Szenen, aber dennoch hat mir das Buch, das ich nebenbei auch als Hörbuch genossen habe, gut gefallen.
 
Die Stimme von Yara Blümel passte zu den Frauen, ihrer Stimmung, ihrem Charakter und hat auch die Stimmung gut rübergebracht. Es geht um Zusammenhalt, Aufrichtigkeit, Aufarbeitung von Erlebtem, Vergebung und die Bedeutung von Familie und das ist der Autorin wirklich gut gelungen.