Rezension

Zwei Frauen auf einem Roadtrip durch Kuba

Mit Hanna nach Havanna - Theresia Graw

Mit Hanna nach Havanna
von Theresia Graw

Bewertet mit 4 Sternen

Eine  fast Achtzigjährige und eine Mittdreißigerin begeben sich gemeinsam nach Kuba – die eine auf der Suche nach ihrer Jugendliebe, die andere als deren Reisebegleiterin und vor allem mit dem Ziel, eine journalistenpreiswürdige Story zu schreiben. Grundverschieden, wie beide Frauen sind – lebenslustig und genussfreudig die eine, stets vernünftig die andere – kann nur ein turbulentes Abenteuer herauskommen. Diesem dürfen wir beiwohnen.

Ein Frauenroman ist das Buch, aber nicht unbedingt mit einer typischen Protagonistin. Während in ähnlichen Büchern meistens eine sich auf Männerjagd begebende, stets in Geldnot befindliche, dem Alkohol nicht abgeneigte junge Single-Frau im Mittelpunkt steht, ist es hier mit Katrin völlig anders. Sie hat überhaupt keine Lust auf eine Beziehung, ist ehrgeizig in ihrem Beruf als Journalistin, trinkt nur Mineralwasser und ist vor allem immer so vernunftgeleitet. Das gefällt mir recht gut. Gelungen sind auch die Schilderungen über Land und Leute auf Kuba. Sie lassen erkennen, dass die Autorin vor dem Roman eine Kuba-Reise gemacht hat. Bildhaft ist besonders der Trip über die unwegsame Insel in dem Mietwagen; man erhält das Gefühl, selbst in dem Auto zu sitzen und über die Schlaglöcher zu rumpeln. Eine vorne im Buch befindliche Karte von Kuba ermöglicht das Mitfahren „mit dem Finger auf der Landkarte“. Die Kubaner werden uns als für die Karibik typische, hilfsbereite Menschen präsentiert, einige davon richtig schlitzohrig, was zu einigen humorvollen Einschüben führt. In bleibender Erinnerung ist mir insoweit die Passage, in der sich die Protagonistinnen im rosa Cadillac auf den Weg von Havanna in das weit im Osten gelegene Santiago de Cuba begeben wollen und sie völlig orientierungslos auf die Hilfe zweier einheimischer Anhalterinnen vertrauen, die sie listig in die entgegengesetzte Richtung zu ihrer Arbeitsstelle auf einer Tabakplantage leiten. Beeindruckt war ich schließlich von den Informationen zur Geschichte Kubas betreffend die Zeit der Diktatur in den 50er Jahren, die nachfolgende sozialistische Revolution unter Fidel Castro und die aktuelle Öffnung des Landes.

Mir hat das Buch gut gefallen.