Rezension

Zwiespältiger und düsterer Roman

Tony & Susan - Austin Wright

Tony & Susan
von Austin Wright

Bewertet mit 2.5 Sternen

Tony & Susan ist ein düsterer Roman. Die „echte“ Susan liest ein Buch, das ihr Exmann geschrieben hat. Im Buch fährt der „fiktive“ Tony mit seiner Familie durch die Nacht, bedrängt den falschen Fahrer und schlittert so mit jeder Sekunde mehr und mehr in sein Verderben. Es ist schön dargestellt, wie Tony getrennt von Frau und Tochter durch die Nacht irrt und versucht das Erlebte irgendwie zu verarbeiten. Wie er versucht, nicht mit dem Schlimmsten zu rechnen. Wie er sich fragt, wie das passieren konnte. Da alles so ruhig erzählt ist und sich eine Situation ganz wie von selbst aus der Nächsten entwickelt, konnte ich mich sich gut in seine psychische Lage hineinversetzen.

Der ruhige Ton hält sich bis zum Ende. Leider ist der Kopfmensch Tony kein wirklich sympathischer Charakter und wenn ich Anfangs noch mit ihm fühlte, ändert sich das spätestens als er wieder zu Hause ist, gereizt wird und nicht weiß, was er sich vom Leben verspricht. Er ist unsicher und ängstlich aber besserwisserisch und kann so anstrengend werden.

Susan ist eine Arztgattin mit einem gutbürgerlichen Leben. Durch den Roman erinnert sie sich an die gemeinsame Zeit mit ihren Exmann und die Anfänge ihrer Beziehung zu ihrem jetzigen Ehemann. Diese Blicke in ihre Vergangenheit haben mir am Roman mit am besten gefallen. Es ist schön umgesetzt, wie sie versucht alles neutral zu sehen, obwohl alte Vorurteile und neue Liebe die Erinnerungen teilweise überschrieben und verändert haben.

Beide Teile – der über Tony und der über Susan – sind in einer sehr bildhaften und metaphorischen aber auch bruchstückhaften Sprache geschrieben, die mich zwischenzeitlich an Traumbilder erinnert hat. Die Sprache und auch diverse Anspielungen verbreiten eine unterschwellige Spannung. Oft wird auch davon gesprochen, dass sowohl Tony als auch Susan – bei ihr sogar noch öfter – eine unbestimmte Angst verspüren. Das sie Panik haben, dass irgendetwas undefiniertes Schlimmes passiert. Zu Anfang hat mir das gefallen, da so Spannung erzeugt wird. Und bei Tony hat das auch durchaus Sinn gemacht, aber bei Susan wird diese Spannung nicht gelöst und wirkt so letztlich unbegründet.

Obwohl sprachlich gelungen, atmophärischen und gut erzählten Teilen hat mir der Zusammenhang zwischen den zwei Teilen, zwischen Tony und Susan, gefehlt. Ich habe bis zuletzt auf eine Pointe gehofft, die nicht kam. Viel wird nur angedeutet und ich habe nicht wirklich verstanden, warum der Autor nicht deutlicher wird. So fand ich Tonys Geschichte gut aufgelöst, bei Susan hat mir etwas gefehlt. Alles in allem also nicht nur inhaltlich ein zwiespältiges Buch.