Rezension

Zwischen Urban Fantasy und griechischer Mythologie

Harpyienblut - Daniela Ohms

Harpyienblut
von Daniela Ohms

Bewertet mit 4 Sternen

*Inhalt:*
Lucie lebt in Berlin. Sie wurde von einer Pflegemutter großgezogen. Wer oder was ihre leibliche Mutter ist, weiß sie nicht. Doch ein Mensch ist sie bestimmt nicht, denn Lucie hat zwar einen menschlichen Körper, doch auf dem Rücken wachsen ihr Flügel. Diese muss das Mädchen unter allen Umständen vor anderen Menschen verbergen, was mit zunehmendem Alter immer schwieriger wird, da sie die Flügel kaum mehr bezähmen kann. Zum Glück weiß der meist finster dreinschauende Sergej über ihre Bestimmung Bescheid und kann Lucie helfen. Auch Emilia, Lucies beste Freundin, unterstützt sie, so gut sie kann. Und dann ist da noch Jean, der Junge mit den Schmetterlingsflügeln, der Lucie beobachtet…

*Meine Meinung:*
Für ihren Debütroman hat sich Daniela Ohms eine absolut faszinierende Geschichte ausgedacht. Harpyien sind Wesen, über die man in Romanen nicht oft etwas zu lesen bekommt. Ihren Ursprung haben sie in der griechischen Mythologie, aber Daniela Ohms hat das Thema noch weiter ausgebaut und einen äußerst komplexen Plot ausgearbeitet. Ich muss zugeben, manchmal war es mir schon ein bisschen zu komplex und verwirrend. Mir hätten Harpyien gereicht, ich hätte nicht auch noch Todesharpyien und Hungerharpyien gebraucht, Harpyien mit und Harpyien ohne Seele. Da muss man schon sehr konzentriert lesen, um nicht alles durcheinanderzuwerfen.

Da Harpyien eine Art Todesboten sind, zieht sich der Tod wie ein roter Faden durch das ganze Buch. So ist es nicht verwunderlich, dass die Grundstimmung eher düster ist. Die Autorin schreckt auch nicht davor zurück, Todesarten detailliert und gruselig zu beschreiben. Auf der anderen Seite gibt es allerdings die Wiedergeburt, die das Ganze wieder hoffnungsvoller aussehen lässt.

Und ein bzw. sogar zwei Liebesgeschichten kann man in diesem Buch auch noch finden. Sie werden nicht so romantisch-kitschig beschrieben wie in den gängigen Jugendfantasyromanen, was ein großes Plus ist.

Neben Tod und Wiedergeburt wird auch die Freundschaft stark thematisiert. Denn ohne ihre Freunde wäre Lucie sicher an ihrem Schicksal zerbrochen.

Die Charaktere, zumindest die vier wichtigsten, sind detailliert und tiefgründig ausgearbeitet. Man erfährt ihre ganze Geschichte, für mich blieben da keine Fragen offen.

Was mir nicht ganz zugesagt hat, war der Schreibstil. Die ganze Handlung wird von einem allwissenden Erzähler geschildert. So kommen Gefühle und Gedanken der Protagonisten für meinen Geschmack etwas zu kurz. Es gibt auch relativ wenige Dialoge, dafür viel beschreibende Erzählung. Zuweilen war mir das ein bisschen zu eintönig. Ich habe dadurch ständig eine gewisse Distanz zu den Figuren gespürt, konnte mich nicht wirklich in sie hineinversetzen. Vielleicht ist das von der Autorin aber auch so beabsichtigt. Denn was Lucie durchmachen muss, möchte man keinem Leser zumuten. Da ist es vielleicht wirklich besser, sich das aus der Entfernung anzusehen.