Rezension

13 anspruchsvolle Kurzgeschichten...

Die tristen Tage von Coney Island -

Die tristen Tage von Coney Island
von Stephen Crane

Bewertet mit 4 Sternen

13 anspruchsvolle Kurzgeschichten in bildhaftem, metapherreichem Schreibstil, experimentierfreudig und vielschichtig, oft melancholisch...

13 von ­Stephen Cranes wichtigsten Erzählungen sind in ­diesem Band versammelt. Hier entfaltet er seine ganze Schaffensfreude, beschreibt spannende, ­tragische, teils auch absurde Situationen wie in 'Seefahrer wider Willen'. Stephen Crane gilt als einer der Wegbereiter der modernen amerikanischen Literatur. Seine Geschichten sind gerade ­deshalb so authentisch und mitreißend, weil er als ­Abenteurer und Reporter vieles davon selbst erlebt hat. Die ­großartige Darstellung eines Schiffbruchs in 'Das ­offene Boot' und die in Nebraska angesiedelte Geschichte 'Das blaue Hotel' ­zählen zu den Meisterwerken der Weltliteratur. 

Stepehn Crane wurde nur 28 Jahre alt (1871 bis 1900), schuf aber eine erstaunliche Anzahl an Texten - von Romanen über Gedichtbände, Essays und Berichte bis hin zu Kurzgeschichten. Die Gesamtausgabe füllt fast einen Meter Bücherregalfläche, wie das aufschlussreiche Nachwort verrät. In diesem anlässlich seines 150. Geburtstags erschienenen Bandes sind nun 13 von Cranes wichtigsten Shortstories versammelt.

Ich muss gestehen, dass dies meine erste Berührung mit dem Autor ist, den der Pendragon Verlag als James Dean der amerikanischen Literatur bezeichnet. Er galt als ein Enfant Terrible und zeigte sich als sehr experimentierfreudig beim Schreiben. Dies spiegelt sich auch in den hier versammelten Kurzgeschichten wider.

Die Themen dieser Shorstories variieren dabei sehr - aber vielen ist gemein, dass Stephen Cranes eigene Erlebnisse darin einfließen. So gibt es Kriegsgeschichten, die seine Erfahrungen als Kriegesreporter wiedergeben, Erzählungen vom Schiffbruch, den er selbst erlebt hat usw. Stets stehen Männer im Mittelpunkt, die sich in merkwürdigen, unvertrauten, absurden oder gar surrealen Situationen wiederfinden, die sie irgendwie zu meistern suchen.

Die Erzählungen sind oftmals recht melancholisch gehalten, voller Bilder und immer wieder auch mit detaillierten Beschreibungen von Naturphänomenen und Farbnuancen ("Die Lampen der Straßenbeleuchtung tauchten das glänzende Pflaster in ein dunkles Blau, akzentuiert nur durch fahlgelbe, plfaumengroße Lichtreflexe."). Crane bedient sich auch zahlloser, oftmals eigenwilliger Metaphern. ("Das ganze Gebäude wummerte und wackelte, als sei es eine idyllische Waldwiese, die unter einem donnernden Wasserfall aus den Bergen begraben wird.").

Selbstironisch, satirisch, parodistisch - diese Haltungen tauchen oftmals in Cranes Erzählungen auf. Aber auch gesellschaftskritische Anklänge fehlen hier nicht - gerade in seinen Kriegsgeschichten hinterfragt der Autor durch die lakonische Schilderung absurder Szenen den tatsächlichen Sinn der Kriegstreiberei. Vieles seht zwischen den Zeilen, was die Shortstories vielschichtig macht, die Lektüre aber auch anpruchsvoll gestaltet.

Wie in fast jedem Band mit Kurzgeschichten haben mich auch in diesem nicht alle Erzählungen gleichermaßen angesprochen. Das oftmals Düstere und Melancholische übertrug sich mit der Zeit auf mich beim Lesen, weshalb ich hier zu einer wohldosierten Lektüre rate. Allerdings wird nicht zuletzt auch durch das ausführliche und informative Nachwort deutlich, dass es sich lohnt, das Werk des so jung vestorbenen Autors zu bewahren und auch heutigen Leser:innen zugänglich zu machen.

Etwas Besonderes...

 

© Parden