Rezension

3. Band der Paul-Kalkbrenner-Reihe

Trieb - Martin Krist

Trieb
von Martin Krist

Bewertet mit 5 Sternen

Drei Monate sind vergangen, seit Kriminalhauptkommissar Paul Kalkbrenner den Mord an einem Hauptschullehrer aufklären konnte. Viel hat sich in der Zeit getan. Die Scheidung von seiner Frau Ellen ist just am Tage seines Umzuges in seine Junggesellenwohnung gültig, doch zur Ruhe kommen bzw. „ankommen“ im Singleleben kann er nicht, denn im Berliner Nobelhotel „Adler“ wird die Leiche von Peter Friedrichs aufgefunden. Der Geschäftsmann hatte vor Ort einen Termin und hatte auch gleich ein Zimmer in dem Hotel genommen, in welchem er kurz darauf erschossen aufgefunden wurde. Schnell stehen Ungereimtheiten fest: Anscheinend hatte das Opfer, bevor er erschossen wurde, eine Handgreiflichkeit mit jemanden und vor allem: Peter Friedrichs ist nicht Peter Friedrichs, denn einen solchen, auch unter seiner im Hotel angegebenen Adresse in Potsdam, gibt es nicht. Wer ist also der Tote?

Reporter Harald „Hardy“ Sackowitz ermittelt derweil für eine Skandal-Reportage zum Thema „Gammelfleisch“, so denkt er zumindest. Vor kurzem starb Staatssekretär Jan-Sönken Schulze durch einen Schlaganfall – nur das ihm ein Informant mitgeteilt hat, dass Schulze nicht durch einen Schlaganfall, sondern durch Selbstmord starb.  Als Polizeireporter hat er natürlich von dem Toten im „Adler“ gehört, doch erstaunt muss er feststellen, dass es anscheinend eine Verbindung zwischen Schulze und dem Unbekannten, dessen Identität sich jedoch relativ schnell herausstellt, besteht. Hardy wühlt weiter, trotz und gegen die Anweisung seines Chefs, denn sein Bauchgefühl sagt ihm, dass es ich um einen riesigen Skandal handeln muss, immerhin ist bereits jemand dafür ermordet worden. Was weiß Magda Michels, die ehemalige Bürovorsteherin von Schulze über die ganze Angelegenheit? Hardy ahnt nicht, in welche Gefahr er sich durch seine Recherchen begibt.

Derweil landet der kleine Tabori aus einem Dorf in Albanien am Berliner Hauptbahnhof. Der 10-jährige Junge ist von Zuhause weggelaufen, um in Deutschland, wie sein Cousin Ryon, Geld zu verdienen, denn in Deutschland liegt die „Arbeit auf der Straße“ und die Verdienstmöglichkeiten sind hier, auch für ein Kind, deutlich besser, als in seiner Heimat. Schnell muss er jedoch feststellen, dass es sich nicht ganz so einfach verhält, zumal Tabori kaum ein Wort Deutsch spricht. Durch Zufall lernt er Aidan kennen. Dieser ist ein Ausreißer und hält sich mit dem Putzen von Autoscheiben über Wasser. Aidan, der nicht länger allein den Gefahren auf der Straße trotzen will, nimmt sich Taboris an und die beiden werden Freunde. Doch dann werden sie getrennt und Tabori ist auf sich allein gestellt. Wir er es schaffen, in dieser großen Stadt zu überleben?

Der 3. Band der Paul-Kalkbrenner-Reihe! Der Plot wurde wieder authentisch und spannend erarbeitet. Besonders gut haben mir die Passagen mit dem kleinen Tabori gefallen, denn durch ihn war es mir möglich, meine Heimatstadt nochmals mit ganz anderen Augen zu sehen, was zwar nicht immer besonders angenehm oder schön sein mag, aber dennoch die Realität. Die Figuren wurden wieder facettenreich und realistisch erarbeitet. In diesem Band hat der kleine Tabori, der eine größere Nebenrolle in dem Buch einnimmt, mein Herz erobert. Ich fand es wundervoll dargestellt, wie dieser kleine Junge mit den Herausforderungen und Wagnissen der Großstadt zurechtkommt, gerade weil er auf einem kleinen Dorf stammt, war dies ausgesprochen faszinierend zu beobachten und auch wenn er nicht sonderlich gebildet sein mag, dieser kleine Junge hat einen gesunden Menschenverstand und ganz ehrlich, man muss ihn einfach gern haben. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es jemanden gibt, der das Buch gelesen hat und nicht mit Tabori fühlte. Den Schreibstil kann ich nur zum wiederholten Male als fesselnd beschreiben, mich hat das Buch und natürlich die Geschichte um Tabori, Hardy und Paul einfach nicht mehr losgelassen und bereits freue ich mich sehr auf die Lektüre des Nachfolgebandes.