Rezension

3,5 Sterne für einen Roman der knapp überzeugt

Im Tal des Fuchses - Charlotte Link

Im Tal des Fuchses
von Charlotte Link

Bewertet mit 3.5 Sternen

Kurzbeschreibung:
Was, wenn dein Entführer spurlos verschwindet und niemand weiß, wo du bist?
Ein sonniger Augusttag, ein einsam gelegener Parkplatz zwischen Wiesen und Feldern. Vanessa Willard wartet auf ihren Mann, der noch eine Runde mit dem Hund dreht. In Gedanken versunken, bemerkt sie nicht das Auto, das sich nähert. Als sie ein unheimliches Gefühl beschleicht, ist es schon zu spät: Ein Fremder taucht auf, überwältigt, betäubt und verschleppt sie. In eine Kiste gesperrt, wird sie in einer Höhle versteckt, ausgestattet mit Wasser und Nahrung für eine Woche. Doch noch ehe der Täter seine Lösegeldforderung an ihren Mann stellen kann, wird er wegen eines anderen Deliktes verhaftet. Und überlässt Vanessa ihrem Schicksal …

Meinung:
Der Klappentext verspricht wirklich eine sehr spannende Geschichte, da ist es etwas schade, dass das beschriebene Szenario innerhalb weniger Seiten mehr oder minder komplett abgehandelt wird und danach nur noch als Verbindungspunkt zwischen den verschiedenen Handlungssträngen auftritt.

Denn das Buch wird, abgesehen von den ersten paar Seiten, hauptsächlich aus drei verschiedenen Perspektiven erzählt und beleuchtet größtenteils die Zeit 3 Jahre nach der im Klappentext beschriebenen Tat.

Eine Perspektive beschreibt die Sicht des Kleinkriminellen Ryan, der sein Leben irgendwie nicht auf die Reihe bekommt und frisch aus dem Gefängnis entlassen wurde. Dann ist da noch die Sicht von Nora, einer Frau die verzweifelt nach einem Lebenspartner sucht und Ryan nach seiner Entlassung beistehen will. Sie war wirklich die einzige Figur, die ich überhaupt nicht greifen konnte und die mir mit ihrer weltfremden Art zunehmend suspekter wurde. Und letztendlich der Blinkwinkel von Jenna, die durch gemeinsame Freunde Matthew, den Ehemann der vor 3 Jahren entführten Vanessa, kennen und lieben lernt. Die einzelnen Handlungsstränge überkreuzen sich bald und ergeben am Ende eine stimmige Geschichte.

Es ist deutlich, dass die Autorin hier einen großen Wert auf das Zwischenmenschliche und die eigenen Abgründe der Charaktere legt. So bekommt man während des Lesens ein deutlichen Gefühl davon, wie sich Ryan dabei fühlt, dass er es einfach nicht hinbekommt ein ehrliches Leben zu führen, wie einsam Nora ist, aber auch wie sehr Matthew, unter der Ungewissheit leidet. Das ist alles ganz nett und bringt dem Leser die Charaktere näher, doch irgendwie geht dabei die Spannung etwas verloren.

Es ist zwar ständig eine niedrigschwellige Grundspannung vorhanden, die dann durch einige Verbrechen und die Geheimnisse, sowie verschiedene angedeutete Theorien geschürt wird, aber dennoch plätschert die Story im Großteil des Romans einfach zu stark vor sich hin und es fehlt irgendwie das gewisse Extra. Eine Ausnahme bietet nur das Ende, denn das überzeugt mit einen großen Showdown und einer überraschenden und völlig unerwarteten Wendung.

Aber trotz aller Kritikpunkte muss man wirklich sagen, Charlotte Link kann schreiben. Deshalb lässt sich der Roman trotz der vorhandenen Schwächen schnell und flüssig lesen. Auffällig ist nur, dass der Roman eigentlich in der dritten Person erzählt wird, aber die Abschnitte aus Jennas Sicht in der Ich-Perspektive beschrieben werden. Das fand ich zwar zu Beginn etwas eigenartig, aber wirklich nicht störend.

Fazit:
„Im Tal des Fuchses“ ist ein Roman, der nicht ganz hält, was er verspricht, aber am Ende trotzdem knapp überzeugt. Die etwas fehlende Spannung wird durch den faszinierenden Schreibstil, eine authentische und tiefgründige Charakterzeichnung, sowie ein völlig überraschendes Ende aufgewogen. Schlussendlich gibt’s knappe 3,5 Sterne.