Rezension

A little bit too much

Deadline
von Renée Knight

Bewertet mit 3.5 Sternen

Catherine führt ein gutes Leben, nachdem sie die Geschehnisse vor zwanzig Jahren erfolgreich verdrängt hat. Niemand außer ihr weiß von den grausamen Ereignissen von damals, bis sie eines Tages ein Buch zugeschickt bekommt, welches ihr komplettes Leben erzählt. Der unbekannte Verfasser scheint alles über sie zu wissen und weiß anscheinend auch, wie sie sterben wird. Ist das eine unterschwellige Drohung? Catherine gerät in Panik und weiß sich nicht zu helfen, denn immer mehr erfahren von ihren dunklen Geheimnissen, da das Buch immer höhere Wellen schlägt. Es scheint, als würde der Autor einen persönlichen Rachefeldzug gegen Catherine starten. Aber aus welchem Grund? Und woher weiß er überhaupt von den Geschehnissen?

Dieses Buch klang super spannend. Wer sich hier einen Thriller erhofft, ist allerdings an der falschen Adresse. Der Verlag charakterisiert dieses Werk als "psychologischen Spannungsroman", was mir als Genre bis dahin unbekannt war. Dieser Begriff ist sehr gut gewählt, weil man blutigen Szenen hier vergeblich sucht.

Gerade die Entwicklung der Figuren fand ich sehr interessant. Jeder entwickelt sich und beginnt, Dinge und Menschen anders zu betrachten. Diese Veränderung ist sehr spannend zu beobachten, da sie so schleichend erfolgt. Das Verhalten der Menschen wird realistisch dargestellt, auch wenn ich Catherines Aktionen manchmal nicht so recht nachvollziehen konnte. Mit ihr bin ich am wenigsten warm geworden und ehrlich gesagt nervte sie mich immer wieder. Leider.
Aber auch mit den anderen Figuren bin ich nie so recht warm geworden. Alle waren mir unsympathisch. Dennoch gefällt es mir, dass es hier keinen "perfekten" Menschen gibt. Alle haben ihre Macken und treffen dementsprechend ihre Entscheidungen. Nur leider sind diese Schilderungen manchmal so wehleidig. Diesen Punkt wird man erst so richtig verstehen können, wenn an das Buch gelesen hat.

Die Geschichte wird aus mehreren Perspektiven erzählt. Es wird auf die Vergangenheit, also 1993, und die Gegenwart, 2013, eingegangen. Leider wird immer nur geschrieben, in welchem Zeitraum die Geschichte spielt, nicht aber, wer gerade der Erzähler ist. Das empfand ich persönlich hin und wieder als sehr mühsam, weil ich manchmal erst nach ein paar Seiten wusste, wer da eigentlich gerade zu Wort kommt. So war das Lesen manchmal sehr ermüdend, weshalb ich mich manchmal aufraffen musste, um das Buch überhaupt weiterzulesen. Hin und wieder hatte ich echt eine Leseflaute.

Das Buch konnte mich erst so super fesseln, aber dann kam es eben zu einer dramatischen Wendung, die mich nicht so recht überzeugen konnte. Es spitzte sich immer mehr zu und wurde mir am Ende einfach nur "too much". Es steigert sich immer mehr, wenn man eigentlich schon genug hat. Zudem muss ich auch gestehen, dass ich mit dem erworbenen Wissen dann manche Schilderungen nicht so stimmig fand. Das ist aber auch eigentlich mein einziger Kritikpunkt, der mich an dem Buch gestört hat. Leider war er aber sehr ausschlaggebend, weshalb ich diesem Buch insgesamt 3,5 von 5 Sternen gebe!