Rezension

Absolut genialer Klassiker

Stolz und Vorurteil - Jane Austen

Stolz und Vorurteil
von Jane Austen

Bewertet mit 5 Sternen

Als zweitälteste Tochter der Eheleute Bennet lässt Elisabeth die Bemühungen ihrer Mutter mehr oder weniger über sich ergehen. Ihre fünf Töchter vorteilhaft zu verheiraten ist ihr selbsternanntes Lebensziel. Elisabeth sieht es jedoch nicht ein, gleich den erstbesten zu heiraten der ihr einen Antrag macht. Als sie durch ihren neuen Nachbarn Mister Bingley den hochmütigen Mister Darcy kennenlernt, scheint es keinen Menschen zu geben, der ihr unsympathischer ist und den sie mehr verabscheut. Bald muss Elisabeth feststellen, dass Mister Darcy nichts von dem ist, was sie vermutet hat.

"Stolz und Vorurteil" könnte auch der Untertitel der Erwartungen sein, mit der ich an dieses Buch herangegangen bin. Auch wenn ich Großbritanien und England unglaublich gern mag und ich mich mit den Gegebenheiten des 19. Jahrhunderts ziemlich gut anfreunden kann (und durch dieses Buch auch sehr gut konnte), war Jane Austen für mich anfangs nicht mehr als ein Juxkauf. Ich hatte mir also herzlich wenig von dem Buch versprochen und war recht überzeugt, dass es mir nicht sonderlich gefallen wird. Nach wenigen Seiten wurde ich stattdessen eines besseren belehrt. Für mich gehört "Stolz und Vorurteil" definitiv zu meinen Jahreshighlights.

Man darf bei dem Buch nicht vergessen, dass Jane Austen Ende des 18./Anfang des 19. Jahrhunderts gelebt hat und das der Schreibstil sich daher deutlich von aktuellen Büchern unterscheidet. Trotzdem war er angenehm lesbar und nach einer kurzen Eingewöhnungszeit konnte ich mich sehr gut an ihn gewöhnen. Obwohl es in dem Buch relativ ruhig zugeht, ist es in keiner Weise langweilig und uninteressant. Mir hat es richtig Spaß gemacht, mich mit den Umgangsformen, dem sozialen Umgang und den Besonderheiten auseinanderzusetzen. In meiner Version des Buches hatte ich im Anhang noch einige Erklärung, die bestimmte Dinge nochmal etwas ausführlicher erklärten und damit die Sache abrundeten.

Auch wenn es bei "Stolz und Vorurteil" das Thema Liebe stark im Vordergrund steht, sind die Liebesbeziehungen nicht aufgringlich gestaltet. Im Gegenteil. Der Wandel zwischen Elisabeth und Mr. Darcy kann man sogar als richtig süß bezeichnen und je weiter die Geschichte voranging wurde ich ungeduldiger, wie es denn nun mit den beiden weitergeht. Es wirkte nicht gekünstelt und ich hatte auch nicht den Eindruck vermittelt bekommen, dass einige Ereignisse künstlich beschleunigt und an den Haaren hergeschliffen wurden, damit es etwas schneller voran geht. Obwohl die Geschichte recht ernst war, wurde sie mit sehr viel Humor aufgelockert. In dieser Hinsicht habe ich vorallem Elisabeths Vater Mister Bennet lieben gelernt. Dieser warf mit englischem Humor nur so um sich. Den brauchte er auch, denn Mrs Bennet ist mir mit ihrer melodramatischen Art auf die nerven gegangen und wurde mir auch mit jeder Seite unsympathischer. Aber auch die anderen Figuren sind interessant und abwechslungsreich.

Normalerweise schrecken mich Klassiker eher ab, aber Jane Austen schreibt einfach nur genial. Ich freue mich schon darauf, wieder etwas von ihr zu lesen.