Rezension

Acht harte Kurzgeschichten, mit einem gewissen Punch! - Südkorea mal von seiner anderen Seite

JAB -

JAB
von Un-Su Kim

Acht harte Kurzgeschichten, mit einem gewissen Punch! - Südkorea mal von seiner anderen Seite

Der Autor Un-su Kim ist in seiner Heimat Südkorea bereits ein gefeierter Autor und lässt seit seinem erster Thriller die Herzen auch in Deutschland schneller schlagen.
Mit „JAB“ legt er jetzt eine Kurzgeschichtensammlung nach, mit welcher er seine Wandelbarkeit und Beobachtungsgabe für das Leben von sehr unterschiedlicher Menschen zeigt.
Damit beweist er, dass nicht nur gerade sehr angesagte Serien, viele Filme, Technik oder der berühmt berüchtigte Gangnam Style aus seiner Heimat beliebt sind, sondern auch der literarische Markt so einiges zu bieten hat.

Mit seinem Geschichtenband gibt er uns einen sehr interessanten Einblick, jenseits von Glamour oder glitzernden Schein.
Das verrät schon sein Titel „JAB“. Ein Jab ist beim Boxen eine abrupt geschlagene Gerade mit der Führhand, genau so hart sollen sich seine Geschichten auch anfühlen - rau, voller Wucht, ohne dabei die kleinen zwischen Töne zu vernachlässigen. Dabei sollte man diese Erzählungen nicht nur schnell durchlesen, da man sonst diese Ebene verpassen würde. Sondern bestenfalls in einen Austausch mit anderen über die einzelnen Storylines gehen. Das macht hier wirklich Sinn, denn so konnte ich für mich ganz andere Blickwinkel bzw. Interpretationsmöglichkeiten entdecken.

Die acht kurzen Geschichten mit ihren handelnden Figuren sind sehr unterschiedlich, mal kommen sie einen wie ein Film Noir vor, mal wie eine absurde Komödie in der die Gewinner nicht so ganz klar sind. Dann wieder so rätselhaft, unheimlich und bedrohlich, dass man unweigerlich an Kafka denken muss.
Es geht oft um Einsamkeit in verschiedenen Versionen, Selbstsabotage, um dysfunktionale Familien und Alkoholmissbrauch. Über alledem ist da immer wieder diese Härte, eine rohe, manchmal auch versteckte Gewalt, gegen sich selbst, gegen andere, aber immer mit einer starken Zerstörungskraft.

Was mir bei dieser Ansammlung sehr gut gefallen hat, war, dass der Autor niemals ins Moralisieren oder Belehrende abdriftet. Alle seine Figuren gehen ihren persönlichen steinigen Weg. Als Lesende müssen wir selber entscheiden, ob oder viel mehr was wir aus diesen Geschichten für uns mitnehmen wollen. Der Schreibstil ist präzise, einfach und an einigen Stellen auch hart, was für mich gut dazu gepasst hat.

Definitiv muss man nicht mit jeder Geschichte mitgehen um einen spannenden und abwechslungsreichen Lesetrip zu erhalten.