Rezension

Alles Wahn oder Realität?

Vergiss nicht, dass du tot bist - Angela Mohr

Vergiss nicht, dass du tot bist
von Angela Mohr

Sabina ist schwer herzkrank. Jede Bewegung ist anstrengend, selbst Luftholen wird zur Tortur. Ihr kann nur noch ein Spenderherz helfen, aber sie hat keine von den gängigen Blutgruppen, so dass die Chancen sehr schlecht für sie stehen.

Als ihr Herz aussetzt, wird sie im Krankenhaus an eine Herzmaschine angeschlossen, die die Aufgabe des Herzens übernimmt.

Dann heißt es plötzlich, es gibt ein Spenderherz für sie und nun geht alles ganz schnell.

Sabina ist überglücklich und doch weiß sie, dass jemand sterben musste, damit sie weiterleben kann.

Aber irgendetwas ist anders. Morgens muss sie feststellen, dass sie sich nachts selbst in die Arme gebissen hat, die blauen Flecke sind gut erkennbar. Außerdem fühlt sie sich beobachtet und verfolgt. 

Realität oder Wahnsinn? Wer trachtet ihr nach dem Leben und warum? ...

Ein ernstes Thema sehr gut verpackt in einen Thriller für Jugendliche.

Organspende und wie man damit lebt und damit umgeht.

Die Autorin hat beängstigend gut das Krankheitsbild und das Thema Organspende recherchiert.

Sabina hat schlimme Zeiten durchgestanden, aber auch die Ängste und Sorgen der Eltern sind nahezu greifbar. 

Sabina hat, obwohl noch nicht einmal 16 Jahre alt, mit dem Leben abgeschlossen. Sie weiß, dass die Chancen auf ein Spenderherz sehr gering sind. Sie hat gemeinsam mit ihrer besten Freundin Yuki Listen aufgestellt, die sie abarbeiten will. Man findet Listen wie "Ich-bin-tot-Liste", eine Liste mit der Musik, die auf ihrer Beerdigung gespielt werden soll, eine "Ich-will-leben-Liste" und andere.

Die letztgenannte ist die Liste Nr. 21, die Liste, falls sie ein Spenderherz bekommen sollte.

Die sogenannte Liste Nr. 21 wird nach der Operation zur Liste Nr. 1 und Yuki bemüht sich mit darum, dass diese abgearbeitet werden kann, denn da stehen Punkte drauf wie "eine Nacht durch tanzen", "einen Baum pflanzen" oder auch "Sex haben". Wünsche, die für Gesunde völlig normal erscheinen, sind für sie nach der Operation wie ein Wunder, die sie sich erfüllen möchte.

Doch die Angst, dass ihr jemand etwas tun will, bleibt und verstärkt sich. Mit Yuki kann sie darüber sprechen, aber auch diese glaubt ihr anfangs nicht. Bis dann alles eskaliert.

Ein schwieriges und ernstes Thema, mit dem sich die Autorin an die jugendlichen Leser wendet.

Die Hoffnung und die Verzweiflung kann man sehr gut nachvollziehen, sie sind derart realistisch beschrieben, dass es schon fast beängstigend ist.

Sabina und ihre Freundin Yuki sind zwei sympathische junge Mädchen, die sich sehr nahe stehen und füreinander da sind. Sehr schön finde ich die bedingungslose Aufopferung von Yuki, die ihrer Freundin bei allem beisteht, das ist in dem Alter nicht selbstverständlich.

Auch als Leser macht man sich seine Gedanken, ob das Gefühl, dass Sabina verfolgt wird, echt ist oder nicht.

Das Buch regt zum Nachdenken an. Das Thema Organspende steht im Mittelpunkt. 

Ein Buch, das ich nicht nur jugendlichen Lesern empfehlen möchte