Rezension

Altrevoluzzer und Zyniker

Wilder Winter - Joe R. Lansdale

Wilder Winter
von Joe R. Lansdale

Bewertet mit 4 Sternen

Hap Collins ist jemand aus der weißen Unterschicht, lebt in Texas, arbeitet ab und zu auf den Rosenfeldern und hat einen besten schwarzen, schwulen Freund, Leonard Pine. Beide sind um die 40, zynisch und desillusioniert. Als eines Tages Trudy auftaucht, die Ex-Frau von Hap, weiß Leonard sofort, dass Hap sein Gehirn abschalten wird und nur noch mit seinem ... ihr wisst schon denkt. Er behält recht. Trudy hat einen Plan - zusammen mit ein paar Altrevoluzzern, die aus den 60igern übrig geblieben sind, will sie ein Auto bergen, in dem sich die Beute aus einem Banküberfall befindet. Dafür braucht sie Hap, der in der Gegend, wo das Auto in einen Fluss gefallen sein soll, aufgewachsen ist. Der Plan ist an und für sich nicht schlecht, dumm nur, dass jeder sein eigenes Süppchen kocht, das Hap und Leonard dann auslöffeln müssen. Es ist kalt in Texas im Winter, kalt und tödlich und am Ende wird jede Menge Blut fließen. Aber Leonard hatte das eigentlich schon vorher gewusst ...

Das ist mal eine richtig geile Geschichte. Gerade in Texas, wo auch Ende der 80iger die Leute noch heimliche Ku-Kluxer sind oder zumindest nichts gegen Rassentrennung hätten, sind da zwei Freunde wie Hap und Leonard, die so dermaßen eng sind, dass sie füreinander sogar in tödliche Gefahren gehen. Das Grundgerüst der Geschichte ist nicht unbedingt der Reißer, aber wie das aufgebaut ist, ist außergewöhnlich. Die Sprüche von Hap und Leonard sind rotzfrech, zynisch und saucool, selbst wenn sie in Gefahr schweben oder halbtot sind. Den einen Punkt Abzug gibt's eigentlich nur, weil teilweise zu sehr mit extremen Charakterklischees der anderen Personen gespielt wurde, ansonsten ein Hurra auf Lansdale, der eine kurzweilige und vor allem nicht künstlich langgezogene Geschichte erzählt hat, die einfach nur Spaß macht.