Rezension

Am Ende hat mich die Geschichte doch überzeugt

Die Flüsse von London - Ben Aaronovitch

Die Flüsse von London
von Ben Aaronovitch

Bewertet mit 4 Sternen

Peter Grant ist Polizeianwärter in London. Eines Nachts trifft er auf einen Geist, der Zeuge eines Mordes gewesen ist, Peter hat offenbar mystische Fähigkeiten. Daraufhin wird er Thomas Nightingale zugeteilt, der nicht nur eine Sondereinheit leitet, die sich um mysteriöse Todesfälle kümmert und bislang nur aus ihm selbst bestand, sondern auch der letzte Zauberer ist. Er nimmt Peter als Lehrling auf, weist ihn in die Magie ein und stellt ihm einige außergewöhnliche Wesen vor. Und ein Mordfall wäre da auch noch zu lösen.

Eine sehr interessante Konstellation, wie ich finde, und so geht man als Leser zusammen mit Peter staunenden Auges an die Geschichte heran – um, ebenfalls zusammen mit Peter, bald verwirrt die Stirn zu runzeln. Ben Aaronovitch erschlägt den Leser sehr schnell mit vielen verschiedenen Handlungssträngen, die überhaupt nichts miteinander zu tun zu haben scheinen. Viel davon hat mit den Flüssen von London zu tun, wie auch der Titel schon sagt. Dass die Flüsse mehr als fließendes Wasser sind, ist nicht weiter überraschend, schließlich liest man einen Fantasy-Roman. Doch was haben diese mit dem Mord zu tun? Und warum werden die Ermittlungen dauernd unterbrochen – oder gehört das alles doch dazu? Und neben all dem muss Peter sich noch im Zaubern üben, umziehen und hat mit seinen Hormonen zu tun.

Über lange Strecken ist der Roman tatsächlich etwas verwirrend, der Autor scheint sehr schnell den roten Faden verloren zu haben – und doch fügt sich zum Ende alles recht gut zusammen. Über die Auflösung muss man zwar auch ein bisschen grübeln, aber am Ende habe ich recht zufrieden den Reader ausgeschaltet – und bin nun vielleicht sogar bereit noch einen weiteren Roman der fünfteiligen Serie zu lesen. Leider fehlt es dem Roman etwas an Spannung, das Buch zwischendurch aus der Hand zu legen fällt nicht wirklich schwer, man sollte aber schon dran bleiben, um den Überblick zu behalten. Gegen Ende zieht die Spannung dann doch noch an und vor allem die Szenen in der Oper fand ich richtig gut.

Warum auch immer, ich hatte ständig das Gefühl, der Roman würde in der Vergangenheit spielen, wahrscheinlich wirkte seine Stimmung so auf mich. Doch Begriffe wie „Handy“ oder „Plasmafernseher“ holten mich immer wieder in die Gegenwart zurück. Tatsächlich hätte er wohl auch funktioniert, wenn er ein paar Jahrzehnte früher gespielt hätte.

Interessant sind vor allem die Charaktere – und hier muss ich wieder auf die Flüsse zurückkommen, auf Mutter Themse, Vater Themse und ihre Nachkommenschaft. Ich wusste gar nicht, dass es im Zusammenhang mit London und Themse so viele Flüsse gibt. Auch Peter konnte schnell bei mir punkten, er erzählt selbst in Ich-Form, wodurch man tatsächlich die Geschichte mit ihm zusammen erlebt, und ist mir sehr sympathisch, ebenso wie Thomas Nightingale, der sicher in den Nachfolgeromanen noch mit einigen Überraschungen aufwarten kann. Der Autor lässt Einiges an (britischem) Humor in seine Erzählung einfließen, so dass sie zwar manchmal voller Umwege scheint, aber nie zäh ist.

Wie schon gesagt, am Ende war ich zufrieden mit dem Roman, es lohnt sich also, dran zu bleiben, auch wenn man zwischendurch Hänger hat. Als Gesamtpaket konnte die Geschichte mich überzeugen, so dass ich 4 Sterne vergeben und auch eine Empfehlung ausspreche, wer sich auch gerne einmal an einer etwas anderen Geschichte versucht, sollte zumindest einen Blick riskieren.