Rezension

Amüsant

Callcenter - Sebastian Thiel

Callcenter
von Sebastian Thiel

Bewertet mit 4 Sternen

Andreas bekommt sein Leben nicht auf die Reihe. Schon seit 6 Jahre arbeitet er als Callcenter-Agent – und das auch noch als Leiharbeiter – und schafft den Absprung nicht. Auch in seinem Privatleben gibt es Probleme: Die Beziehung zu seiner Freundin kriselt.Und dann soll auch noch das Callcenter ins Ausland verlegt werden – Andreas dreht durch!

Jeder hat wahrscheinlich so seine Vorstellungen, wie es in einem Callcenter zugeht – und jeder hat schon einmal Erfahrungen mit einem solchen gemacht. Wer Sebastian Thiels Roman gelesen hat, erfährt, dass seine Vorstellungen gar nicht so weit weg von der Wahrheit sind – und warum Callcenter Agents handeln, wie sie handeln.

Ich hatte viele satirische Übertreibungen erwartet, aber die braucht das Buch gar nicht, denn der Alltag in einem Callcenter scheint selbst schon ziemlich irrwitzig zu sein. Der Autor weiß, wovon er spricht, denn er hat selbst in dieser Branche gearbeitet. Dass er nicht eine skurrile Begebenheit an die andere reihte sondern Andreas ganzes Leben erzählt, erweist sich als gute Idee. Das Buch ist lustig, spannend und man hat sehr oft Mitleid mit dem Protagonisten, der wirklich kein Fettnäpfchen auslässt.

Da Andreas seinen Männerfantasien teilweise freien Lauf lässt und auch seine Männerfreundschaften großen Raum einnehmen, gibt es einige recht derbe Szenen. Mancher würde sagen, dies hier sei ein „Männerbuch“. Da ich mich von dem Buch aber wirklich gut unterhalten gefühlt habe, würde ich das nicht so sehen, denn ich bin kein Mann. Es ist wohl ein Buch, das Männern gefällt, aber Frauen auch.

Neben Andreas gibt es weitere Charaktere, die einem zum Teil recht überzeichnet vorkommen, wie z. B. die Kommunikationstrainerin Marolt, die aber offenbar Figuren aus dem Leben sind. Sie erhöhen jedenfalls das Lesevergnügen und sind für einige Lacher gut.

Da Sebastian Thiel vorhat, Andreas‘ Leben weiter zu erzählen, freue ich mich schon auf die Fortsetzung.