Rezension

Amüsanter Krimi

Grätenschlank - Ute Haese

Grätenschlank
von Ute Haese

Bewertet mit 5 Sternen

„…Eine ganze Weile stocherte ich frohgemut im Nebel, stöberte hier etwas auf, versetzte dort jemand in Panik und drehte dabei jeden Stein um...“

 

Kürzer kann man das Buch kaum zusammenfassen, als es die Autorin mit ihrem dritten Satz selbst tut. Es war passiert? Hanna, die Ich-Erzählerin, hat ein schwerwiegendes Problem. Ihr Schildkröterich Gustav ist verschwunden. Das Loch im Zaun hat sie zu spät gesehen. Nun kommt ausgerechnet ein Anruf von Gravenstein. Der Mann ist Anwalt und kennt Hanna von einem früheren Fall. Seine Cousine Daphne kam bei einem Unfall mit einem Champagnersäbel zu Tode. Er aber glaubt nicht an Unfall. Hanna sagt zu, denn das Geld kann sie gut gebrauchen.

Die Autorin hat einen amüsanten Kriminalroman geschrieben. Ihre Protagonistin ist eine Frau, die mitten im Leben steht und zu vielen Dingen ihre eigene Meinung hat. Sie lebt allein und ist damit sehr zufrieden.  Ihren Lebensunterhalt verdient sie eigentlich als Tränenfee, will heißen, sie schreibt Liebesromane für Zeitungen.

Das Buch ist spannend geschrieben. Dazu tragen nicht nur die Ermittlungen bei, sondern auch Hannas Fähigkeit, bei ihrem Vorgehen auch mal anderen auf die Füße zu treten. Doch sie ist  lernfähig und hartnäckig. Niederlagen können sie nicht entmutigen.

Der Schreibstil geht von humorvoll bis schräg. Das beginnt schon bei den Namen. Daphne arbeite in  der Firma FKK – FettKillerKompanie. Johannes, ein Freund von Hanna, nennt sein Pferd Nirwana und verwickelt in den Fall ist eine Firma LeckerEssen. Namen sind Programm.

Die Orte, an denen sich Hanna bewegt, werden sehr exakt beschrieben, so dass ich als Leser sofort ein Bild vor Augen hatte.  Auch in Hannas umfangreichen Bekanntenkreis sind Menschen mit Ecken und Kanten. Das führt zu manch amüsanten Dialog.  Auf sehr treffende Art werden Probleme der Gegenwart geschickt in die Handlung integriert, ob es um die Eigenschaften der Generation 30 minus oder soziale Kuschelwerke geht.

Die Fälle selbst sind nicht leicht aufzuklären. Immer wieder stößt Hanna auf eine Wand des Schweigens. Doch ihre provozierende Art lässt sie bröckeln. Beim Mitraten wurde ich gekonnt in die Irre geführt.

Die Geschichte strotzt vor Einfällen und Spitzen. Das Spiel mit Worten beherrscht die Autorin ausgezeichnet. Außerdem ist es ihr sehr gut gelungen, all die losen Fäden am Ende logisch zusammenzuknüpfen. Dabei durften ihre Protagonisten nochmals zu großer Form auflaufen.

Das Cover mit der Möwe weist auf den Handlungsort hin und ist sonst schön neutral.

Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es hat mir pausenlos ein Lächeln auf die Lippen gezaubert.