Rezension

Amüsanter Krimi, stellenweise aber albern

Inspector Chopra und der Juwelenraub - Vaseem Khan

Inspector Chopra und der Juwelenraub
von Vaseem Khan

Bewertet mit 3 Sternen

Mit seinen teils humorigen, teils informativen Krimis um den in Ruhestand versetzten Inspector Ashwin Chopra und dessen jungen Elefantenbullen Ganesha entführt uns der britische Schriftsteller Vaseem Khan (45) nach Mumbay, die größte Stadt Indiens, und damit in eine für uns Deutsche ziemlich fremde Welt, die sogar der indischstämmige Autor selbst erst als 26-Jähriger kennenlernte. Nach „Ein Elefant für Inspector Chopra“ (2017) veröffentlichte der Ullstein-Verlag nun im Februar den zweiten Band „Inspector Chopra und der Juwelenraub“. In Großbritannien sind seit 2015 bereits fünf Bände dieser Krimireihe erschienen.

Der Inhalt dieses zweiten Bandes ist schnell erzählt: In Mumbay werden die britischen Kronjuwelen ausgestellt, darunter der sagenumwobene Koh-I-Noor-Diamant aus Indien. Ausgerechnet an dem Tag, als Chopra mit Ehefrau Poppy diese Ausstellung besucht, wird dieser Diamant gestohlen. Um den politischen Skandal schnell herunterzuspielen, verhaftet die Polizei den für die Ausstellung verantwortlichen Sicherheitschef mit der Anschuldigung, Anführer der Diebesbande zu sein. Dieser fleht nun seinen Ex-Kollegen Chopra an, die wahren Täter zu finden. Chopra, der sich seit seiner Pensionierung einen ausgezeichneten Ruf als Privatdetektiv erarbeitet hat, nimmt sich des Falles an.

In seinen Krimis um Inspector Chopra, dem Anhänger der Lehren Mahatma Gandhis, schildert uns Autor Vaseem Khan sehr anschaulich und in Einzelheiten eindrucksvoll das moderne Indien und dessen Metropole Mumbay. Seine Romane werfen einen kritischen, wenn auch augenzwinkernd liebevollen Blick auf die heutige, noch immer in Kasten gegliederte Gesellschaft und führen uns in die Paläste der Superreichen ebenso wie in die dreckigsten Slums am Rand der Millionenstadt. Wir lernen das brodelnde Alltagsleben ebenso kennen wie landestypische Gerichte. Der Autor übt auch mehrfach harte Kritik am Land seiner Vorfahren, klagt die Korruption ebenso an wie die rasche Verwestlichung und damit die Aufgabe der eigenen, Jahrtausende alten Kultur. Gerade in solchen Absätzen seines zweiten Krimis wird erkennbar, wie die gesellschaftlichen Probleme des modernen Indiens den europäischen ähneln. Diese informativen Schilderungen Indiens zeichnen die Krimis von Vaseem Khan positiv aus.

Seinem Sherlock Holmes liebenden Inspector Chopra stellt Vaseem Khan den Jungelefanten Ganesha gewissermaßen als tierischen Dr. Watson zur Seite. Was als Witz gedacht ist, seine Krimis von anderen unterscheiden lässt und im ersten Band noch amüsant war, übertreibt der Autor in seinem zweiten Band allerdings maßlos. Ganze Absätze lang vermenschlicht er diesen Elefanten allzu sehr und beschreibt sogar dessen Gedanken! Dies mag zwar jenen Lesern gefallen, die Haustiere prinzipiell „süß“ finden. Doch kommt die Frage auf: Sollen Khans Romane nun niedliche Tiergeschichten oder echte Krimis sein? Der Autor scheint sich selbst nicht festlegen zu wollen. Doch genau dadurch zieht Khan seine Krimis – zumindest diesen zweiten Band – leider ins Lächerliche. Er zerstört den sonst durchaus positiven Eindruck, den man beim Lesen seiner wirklich interessanten und ernst zu nehmenden Alltagsbeschreibungen des modernen Indiens und seiner vielschichtigen Gesellschaft bekommt. Deshalb hat meine anfängliche Begeisterung über die neue Krimireihe mit dem „ungewöhnlichsten Ermittlerduo der Welt“ bei der Lektüre dieses zweiten Bandes „Inspector Chopra und der Juwelenraub“ leider sehr gelitten.