Rezension

Anklageschrift an die Gesellschaft

Und alle so still
von Mareike Fallwickl

Bewertet mit 4 Sternen

Und alle so still von Mareike Fallwickl, gesprochen von Marie-Isabel Walke, Astrid Kohrs und Henning Nöhren. Erschienen als gekürzte Hörbuchversion im Argon Verlag, am 16.04.2024. 

Frauen legen sich auf das Grundstück eines Krankenhauses. Sie bewegen sich nicht, protestieren stumm. Die Polizei trägt sie weg und verhaftet sie. Der Streik geht weiter. Die Frauen sind nicht länger bereit die Care-Arbeit, die sie bisher so selbstverständlich geleistet haben, ob bezahlt oder unbezahlt, weiterzumachen. 

Elin lebt mit ihrer Mutter in einem Wellnesshotel und hat sich in der Pandemie zur Influencerin gemacht. Auf der einen Seite wird sie von Männern im Netz beschimpft, auf der anderen Seite such sie ständig one night stands weil sie eigentlich nichts mit sich anzufangen weiß.  

Nuri arbeitet in mehreren schlecht bezahlten Jobs. Das mit der Schule fand er nicht so wichtig, Geld verdienen wollte er. Er kommt nur stundenweise dazu zu schlafen und die Kunden behandeln ihn wie Dreck. 

Ruth arbeitet im Krankenhaus in dem auch Nuri einen seiner Jobs ausübt. Sie ist eine von den älteren Krankenschwestern und ihr Pflichtgefühl ist immens groß. Sie versucht die Station weiterzuführen, obwohl das Personal fehlt. 

Diese drei Protagonisten verkörpern die Baustellen, die unsere Gesellschaft hat, dort, wo es für uns meist uninteressant ist. Wir stellten uns auf Balkone und klatschten. Inzwischen sind wir wieder dort, wo wir schimpfen, wenn Arbeitnehmer streiken und nach um bessere Arbeitsbedingungen kämpfen. Man könnte meinen, Streikrecht haben manche Berufe eigentlich nur nach Feierabend und den bestimmen wir. 

Die Kapitel der Protagonisten sind kurz, manchmal mit Einschüben unterbrochen wo uns Gebärmutter, Pistole und die Berichterstattung zusätzliche Informationen außerhalb des Wissens der Protagonisten geben. 

Die Sprache ist leicht verständlich und den Charakteren angepasst. 

Die Autorin klagt an, lässt manchmal auch zu, dass aus dem feministischen Roman ein Manifest für einige Zeilen wird. Was fehlt sind die Ansätze zur Veränderung, die unsere Gesellschaft inzwischen macht. 

Die Sprecher haben die Figuren sehr schön zum Leben gebracht. Klare Kaufempfehlung.