Rezension

Appetithäppchen seiner Erzählkunst ...

Der Schwimmer -

Der Schwimmer
von Graham Norton

Bewertet mit 4 Sternen

Helen Beamish liebt ihren kleinen Meergarten, weil er einen perfekten Blick auf die irische See gibt. Genau dort gönnt sie sich etwas Ruhe, denn trotz ihres Ruhestandes geht ihr ihre Schwester Margaret auf den Keks, die vor drei Jahren zu Besuch kam und nie wieder ging. Nun sitzt sie auf einer Bank, genießt den Blick und grüßt einen Mann, der zielstrebig zum Stand geht, dort ablegt und schwimmen geht. Helen schläft kurz darauf ein, und als sie wieder aufwacht, ist zwar der Mann verschwunden, aber seine Kleidung liegt noch am gleichen Ort. Für Helen ist klar, hier ist etwas passiert und sie gibt Alarm. Wo ist der Mann hin? Warum findet ihm keiner? Oder hat Helens Wahrnehmung ihr einen Streich gespielt?

Was Neues vom Graham Norton und ich bin dabei. Das muss gelesen werden, das muss verschlungen werden, das ist Literatur, die mich bis jetzt nie enttäuscht hat.

Helen Beamish ist eine ältere Dame, ehemalige Lehrerin, kinderlos und mit einer nörgelnden Schwester gestraft und doch liebt sie ihr kleines Haus an der irischen Küste. Dort hat sie sich zurückgezogen, lebt friedlich vor sich hin und benötigt nicht viel außer ihrem herrlichen Garten mit Ausblick. Nun dieser Vorfall und Helen muss nach Rettung rufen und landet zu erst in Pup, dort trifft sie auf Pat, der ihr zu Hilfe eilt. Der verschwundene Mann bleibt verschwunden. Die Polizei zeigt ihr ein Foto von einem vermissten Mann und Helen meint ihn darauf zu erkennen, aber es nagt an ihr. Aber die Freundschaft zu Pat lenkt sie etwas ab und diese genießt Helen sehr, bis sie eines Tages auf einer Veranstaltung einen Kellner trifft, der dem verunglückten Schwimmer bis aufs Haar ähnlich sieht. Und so gerät Helens Leben doch sehr durcheinander.

Seihen wir ehrlich, diese 100 Seiten Graham Norton sind nur ein Appetithäppchen seiner Erzählkunst. Ein Ansatz seiner großartigen Erzählweise und seiner Personenzeichnungen. Man saugt die Wörter regelrecht auf, man genießt die Bilder im Kopf und doch ist alles viel zu früh vorbei. Dieser Autor muss mindestens 300 Seiten schwere Bücher schreiben, sonst ist es einfach zu kurz. Trotzdem glänzt sein Talent durch diese kurze Geschichte erzählt mit wenigen Worten von einem einsamen Leben. Nach der Suche nach Gesellschaft und Geborgenheit, nach Tiefe und Erfüllung. Ein verschwundener Mann bringt Helens Leben durcheinander, aber macht auch so viel mehr daraus. Eine spannende Geschichte über Menschen und ihre Schicksale. Wieder eine tolle Erzählung mit Spürsinn und toller Figurenbeschreibung, die einfach wieder Lust auf mehr von Graham Norton macht.