Rezension

Atemberaubend und Philosophisch

Until I Find You - John Irving

Until I Find You
von John Irving

Bewertet mit 5 Sternen

Von Orgelspielern, Tattoos und Huren

Jack Burns ist auf der Suche nach seinem Vater und findet auf dem Weg dahin sich selbst. Als vierjähriger beginnt die Reise. Mit seiner Mutter Alice, einer Tätowiererin, reist er in seiner frühen Kindheit durch Nord- und Mitteleuropa, wo Alice in allen Hafenstädten ihrem Beruf nachgeht. Dabei suchen sie William, Jacks Vater, einen (damals noch nicht) berühmten Orgelspieler, der ein „Tintensüchtiger“ ist – und in der Tattoo-Szene sehr bekannt. Als Jack ins Schulalter kommt, wird die Reise abgebrochen, und erst nach Alices Tod nimmt Jack, inzwischen Mitte dreissig und ein berühmter Schauspieler, die Suche selbst wieder auf. Dabei gewinnt er viele neue Einsichten, die auch seine Mutter in einem anderen Licht darstellen, als er sie bisher gekannt hat.

Wie nicht anders zu erwarten, reisst John Irving den Leser von Anfang an mit in die Geschichte. Man fragt sich natürlich, ob all die Tättowierer und Tättowierten, die Huren und andere skurrille Gestalten als besondere Freunde der Entwicklung eines vierjährigen gut tun, wird aber spätestens dann aufhören, irgendetwas zu hinterfragen, als Jack auf eine Mädchenschule kommt. So ist das halt bei Irving, fantasievoll, aber gerade so im Radius der Realität.

Typisch John Irving, sind die Charaktere sehr gut ausgearbeitet und haben eine gewisse Tiefe. Unlogisches Verhalten ist hier ausgeschlossen. Die Geschichte hat viele Ebenen und hat eine eigene Faszination, was vielleicht daran liegt, dass man eine Reise durch alle Gesellschaftsschichten macht. Doch auch hier spielt die Sexualität eine große Rolle, so hat das Penishalten zum Einschlafen hier eine wichtige Bedeutung – ist aber dennoch ein Detail, was Irving getrost hätte weglassen können. Mnchmal einfach zu viel Liebe zum detail, das hat das Buch eigentlich nicht nötig.

Die Sichtweise eines vierjährigen macht die ganze Story erst zu dem, was sie ist, auch wenn es sich hier nur um ein knappes Viertel des Buches handelt. Absolut lesenswert.