Rezension

Atmosphäre

Öland - Johan Theorin

Öland
von Johan Theorin

Bewertet mit 4.5 Sternen

Öland ist der erste Band der Reihe, die Johan Theorin angelehnt an die vier Jahreszeiten der schwedischen Insel Öland widmet. Für mich war Nebelsturm, der im Winter spielt, der erste gelesene Teil und ich bin nun mit Öland in den Herbst zurückgereist. Kein Problem, denn nur die karge Insel und ihre schroffe Natur sind Bindeglieder der einzelnen Bände, das Personal nicht dasselbe.
In Öland wird der Fall des vor zwanzig Jahren verschwundenen Jungen Nils wieder aufgerührt, als seinem Großvater anonym eine Sandale des Jungen zugesendet wird. Er und einige seiner Freunde, aber auch die Mutter, die nie über den Verlust hinweggekommen und seitdem psychisch krank ist, haben nie an ein Unglück, ein Ertrinken im Meer geglaubt. Die Erinnerung an Nils Kant, der als Kind eine tragische Rolle beim Ertrinken seines kleinen Bruders und als junger Mann eine blutige während des Weltkrieges spielte, geistert über die Insel. Obwohl schon vor langer Zeit im Sarg aus seinem Fluchtort in Südamerika zurückgekehrt und auf der Insel beerdigt, glauben einige Inselbewohner nicht an seinen Tod. Großvater Gerlof und Tochter Julia versuchen mit dem einzigen Inselpolizisten Licht in die Sache zu bringen. Da verunglückt ein in die "Ermittlungen" verstrickter Freund Gerlofs tödlich... 
Johan Theorin nimmt sich viel Zeit für seine Geschichte, für die Innenwelten seiner Protagonisten und für die Landschaft und Atmosphäre der Insel Öland. Wer einmal nach Ende der Saison Mitte August dort war, weiß,, wie meisterhaft er die Verlassenheit, Ödnis, aber auch raue Schönheit und die herrschende Atmosphäre trifft. Die große Alvar, die Heidelandschaft dort, ist einer der Hauptprotagonisten. Leser, die Action und perfide Verbrechen erwarten, die zu ungeduldig sind, um einen langsamen, sorgfältigen Spannungsaufbau zu schätzen und denen zu tiefe Innensichten der handelnden Personen eher störend vorkommen, aber auch alle, die Melancholie und eine gewisse Düsternis nicht mögen, sollten eher zu einem anderen Buch greifen. Alle anderen lernen einen atmosphärisch dichten, sorgfältig komponierten, spannenden Roman kennen, der in die Ermittlungen der Jetzt-Zeit kunstvoll die Lebensgeschichte des "Schwarzen Schafs" der Inselgemeinde, Nils Kant, von der Kindheit an einflicht. Für mich nach Nebelsturm der zweite überaus überzeugende Band der kleinen Reihe von Johan Theorin. Nun bin ich gespannt auf Blutstein.
 

Kommentare

Karithana kommentierte am 15. August 2014 um 16:50

Ich habe Teil 1 und 3 gelesen, die anderen beiden sind leider noch auf dem SuB. Hat mir aber auch gut gefallen.