Rezension

Auf der Flucht in die Zukunft

Grausames Erbe - LS Hawker

Grausames Erbe
von L. S. Hawker

Bewertet mit 5 Sternen

Bei  “Grausames  Erbe“ handelt es sich um den Debütroman der Amerikanerin  LS Hawker. Die Autorin war schon immer von True Crime Stories fasziniert und hat bereits als junges Mädchen begonnen zu schreiben. Mit "Grausames Erbe" ist ihr ein ganz außergewöhnlicher Thriller gelungen. Die 21jährige Petty Moshen hat die letzten 18 Jahre als Gefangene in ihrem eigenen Haus verbracht. Ihr paranoider Vater Charlie hält sie in ihrem Zimmer gefangen und zwingt sie zu Überlebenstraining und militärischem Drill. Eine junge Frau, die alles über das Töten weiß, aber über keinerlei soziale Kompetenzen verfügt, ist das Ergebnis. Sie gilt deshalb im Ort als Sonderling. Die Leute haben Angst vor ihr. Als der Vater stirbt, glaubt sie, endlich ein selbstbestimmtes Leben in Freiheit führen zu können. Aber so leicht entkommt sie seinem Einfluss auch nach seinem Tod nicht. In seinem letzten Willen hat er verfügt, dass sie Randy King, einen Mann aus dem Ort heiraten muss, um an die sehr hohe Lebensversicherung zu kommen. Sollte Randy King nicht mehr ledig oder am Leben sein, muss Petty dem Orden der Dominikanerschwestern in Bison, Kansas, beitreten und zwanzig Jahre bei ihnen leben. Es bleiben ihr 30 Tage, sich zu entscheiden. Kurz nach dem Tod ihres Vaters hat Randy King Sachen aus dem Haus geschafft, die sie in der Anwaltskanzlei von Mr. Dolley sieht. Es ist ein Karton mit der Aufschrift  M R und der Computer ihres Vaters. Was verbirgt sich alles in dem Karton? Petty muss ihn unbedingt haben. Sie beschließt zu fliehen. Ein junger Mann namens Dekker Sacks wird ihr bei ihrer Flucht in die Freiheit helfen.

Petty Moshen erforscht ihre Vergangenheit, um herauszufinden, was mit  ihrer Familie eigentlich passiert ist und warum. Es ist eine Geschichte mit vielen überraschenden Wendungen und zahlreichen Geheimnissen, die nach und nach ans Licht kommen – sehr spannend geschrieben. Erraten kann der Leser die Auflösung nicht. Hawker entscheidet sich für kapitelweise  wechselnde Erzählperspektiven, wobei Petty und Dekker als Ich-Erzähler fungieren. Es ist nicht immer vor vornherein erkennbar, wer spricht: Petty oder Dekker. Mir hat der erstaunlich gelungene spannende Debütroman gut gefallen, vor allem wegen der treffenden Charakterisierung der Protagonisten und wegen des Verzichts auf exzessive Gewalt. Der Roman braucht zwar keine Fortsetzung, aber ich würde gern weitere Bücher dieser vielversprechenden Autorin lesen.