Rezension

Auf Kliesch ist Verlass!

Bis in den Tod hinein - Vincent Kliesch

Bis in den Tod hinein
von Vincent Kliesch

Bei Vincent Kliesch kann man sich einfach darauf verlassen, einen guten Thriller geboten zu bekommen! Schon bei seinen ersten drei Büchern (Die Reinheit des Todes, Der Todeszauberer und Der Prophet des Todes) mit der Storyline um den Berliner Kommissar Julius Kern und den Killer Tassilo Michaelis konnte man erleben, wie schöne Figurenzeichnung geht und wie dienlich diese einem guten Plot ist.

In „Bis in den Tod hinein“ gilt es nun erst einmal, einen neuen Kommissar zu beschnuppern. Denn obwohl die Handlung im gleichen „Serienuniversum“ angesiedelt ist und sich der Leser auf einige bekannte Figuren aus den Vorgängerromanen freuen kann, ist dies eine Art Neustart. Sowohl für den Leser als auch für den Kommissar Severin Boesherz. Erst vor kurzem aus dem Rheingau nach Berlin gezogen, überrascht der Hesse mit einer Mischung aus moderner Kultiviertheit, unaufdringlicher Eleganz und erscheint distinguiert ohne ein Snob zu sein. Außerdem besitzt er einen brillanten Verstand und einen charmanten Humor. Der perfekte Kommissar? Irgendwie schon! Trotzdem gelingt es Kliesch, die Figur mit genügend Ecken und Kanten zu versehen, sodass man keine glattgebügelte Stereotype vorgesetzt bekommt, sondern einen mehr als annehmbaren Nachfolger für Julius Kern.

Für mich ist die Figur Severin Boesherz eine gelungene Mischung aus Martin Suters Allmen und Sir Arthur Conan Doyles Sherlock Holmes.

Auch die Mordserie in diesem Thriller kann sich wieder sehen lassen. In unglaublich rascher Folge werden mehrere Leichen in Berlin gefunden, die sich alle schnell einem einzigen Täter zuordnen lassen. Durchnummeriert und auf verschiedene Arten zu Tode gekommen, verbindet alle Opfer eine Gemeinsamkeit: Sie mussten für ihre Verfehlungen sterben. Als zur gleichen Zeit auch noch ein berühmtes Modell verschwindet, laufen beim LKA Berlin die Ermittlungen in beiden Fällen auf Hochtouren.

Wenn ich dann für einen kurzen Moment meine rosarote Vincent Kliesch-Fanbrille abnehme, könnte ich nüchtern betrachtet noch einen Kritikpunkt anbringen. Vielleicht ist in diesem Thriller die Auflösung derart komplex erläutert, dass sie an manchen Stellen ein wenig zu konstruiert erscheint. Denn auch wenn die Identität des Täters, wie fast schon üblich bei Vincent Kliesch, recht früh feststeht, gelingt es dem Autor durch viele verschiedene Impulse, sei es durch die Figuren oder durch bestimmte Situationen, den Spannungsbogen aufzufangen. Aber das muss natürlich irgendwo herkommen. Und so baut der Autor viele kleine und große Finten ein, die sich am Ende zwar alle logisch und schlüssig entwirren, aber doch das leichte Gefühl zurücklassen, auf sehr dünnes Eis geführt worden zu sein.

Nichtsdestotrotz ist auch „Bis in den Tod hinein“ ein gelungener Thriller, Vincent Kliesch weiß einfach, was er tut! Stilistisch wieder eine absolut runde Sache, flüssig zu lesen und einfach richtig gute Thriller-Unterhaltung!

Fazit: Der erste Fall Severin Boesherz, der die Lücke, die Julius Kern und Tassilo Michaelis hinterlassen, grandios füllen kann. Vincent Kliesch beweist einmal mehr, dass er den Leser zu unterhalten weiß! Seine Figuren begeistern mich einfach immer wieder aufs Neue!

Gesamteindruck: Höchst zufriedene 4 Sterne!!

 

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