Rezension

aufgedeckte Geheimnisse und eine verbotene Liebe - Nachkriegszeitroman

Die Journalistin – Neue Zeiten auf der Kö -

Die Journalistin – Neue Zeiten auf der Kö
von Bettina Lausen

Bewertet mit 4 Sternen

Hitlers Blumenmädchen – dieses Foto lässt die 20jährige Eva nicht los, nachdem sie während ihrer Ausbildung zur Kinderbetreuerin von ihrem Politiklehrer Johann mehr über die tatsächlichen Gräueltaten der Nationalsozialisten erfährt, die leider immer noch verschwiegen werden. Dass sie von ihren Eltern als 4jährige dazu benutzt wurde, einem Menschen Blumen zu überreichen, der so viel Leid verursacht hat und unter dessen Auswirkungen noch viele in der Nachkriegszeit leiden, macht ihr schwer zu schaffen. Nach und nach tauchen auch andere Geheimnisse der Familie auf und je mehr Eva hinter die Kulissen schaut, desto empörter und enttäuschter ist sie. Zudem soll sie mit einem Mann verheiratet werden, der auch immer noch dieses Gedankengut trägt.

Bestärkt durch Johann, ihre beste Freundin Helga und den Lebenskünstler Rolf, aber auch Oma Ida, die eine besondere Verbindung zu ihrer Eva hat und mit ihrer Düsseldorfer Mundart trotz aller Dramatik und schwerer Konflikte etwas Leichtigkeit und Humor in das Leben ihrer Enkelin zaubert, gewinnt sie an Zuversicht und konfrontiert ihre Familie mit den Gegebenheiten und ihren eigenen Wünschen und Träumen, kämpft für ihren Berufswunsch und verfolgt dieses Ziel hartnäckig.

Der Konflikt mit den Eltern eskaliert immer mehr und Eva ist hin und hergerissen zwischen der Verbundenheit zu ihrem Bruder und der Oma, aber gleichzeitig sind ihre Eltern in vielen Dingen uneinsichtig und verständnislos.

Man spürt, wie Eva mit zunehmender Problematik über sich hinauswächst, sie aus dem anfänglichen duldsamen Mädchen an persönlicher Stärke gewinnt und nach und nach offen anspricht, was ihr missfällt. Sie lässt sich von ihrem Herzen leiten, ermutigt durch die Omi, die für mich die wertvollste Persönlichkeit in diesem Buch ist. Auch wenn sie hart für ihre Pläne kämpfen muss und die Reaktionen ihres Vater erschütternd und schockierend sind, es auch einige Rückschläge gibt, so gefiel es mir, wie hier eine unglaublich spannende Mischung aus historischen Ereignissen und Abläufen mit fiktiven Persönlichkeiten und Details entstanden ist.

Das Thema Gleichberechtigung, politische Veränderungen, wirtschaftlicher Wiederaufbau und Frauen in der Berufswelt und Eintritt in neue Arbeitsbereiche sind hier wunderbar integriert und den Leser erwartet so manche Überraschung – emotional ist hier von allem etwas dabei.

Der Schluss hätte für mich noch etwas länger sein können, auch wenn hier etwas Spielraum für eigene Gedanken und Kreativität der Leser gegeben wird.

Auch dieser historische Roman erhält von mir eine Leseempfehlung, ich mag ihren Schreibstil und die Art, wie man von Anfang an durchgehend in die Handlung gezogen wird und es bis zum Schluss fesselnd und abwechslungsreich bleibt, auch dank der außergewöhnlichen und grundverschiedenen Persönlichkeiten, denen man begegnet.