Rezension

vielfältig und facettenreiche Erzählung

Die Journalistin – Neue Zeiten auf der Kö -

Die Journalistin – Neue Zeiten auf der Kö
von Bettina Lausen

Bewertet mit 5 Sternen

Düsseldorf 1950.   Eva kennt die Erwartungen ihres Vaters. Ausbildung zur Kinderpflegerin, schnelle Heirat mit Gert und eine große Kinderschar. Als sie im Unterricht von den wahren Machenschaften und Gräueltaten unter Hitler erfährt, ist sie schockiert. Besonders leidet sie unter jenem, in ihrer Familie hochgehaltenen Augenblick, als sie vierjährig diesem Mann gegenüberstand. Ihre Fragen dahingehend werden regelrecht abgeschmettert. Von Eva wird erwartet, doch die junge Frau rebelliert. Ihr Mut bringt sie in Schwierigkeiten, ihre Hartnäckigkeit zahlt sich letztendlich aus.  Wie viel ist Eva bereit hinter sich zu lassen? 

Wissbegierig sehnt Eva die Politik Stunden in ihrer Schule herbei. Nicht nur um weitere Details aus vergangenen Zeiten zu erfahren, nein, Johann Winkler lässt Evas Augen funkeln. Doch trotz gegenseitiger Anziehung ist jeder gemeinsame Augenblick gefährlich. Ob diese verbotene Liebe jemals erblühen darf? 

Mut und Hartnäckigkeit sind von Nöten, um immer neue Hindernisse zu überbrücken. Kaum glaubt Eva sich aus den Trümmern befreit zu haben, raubt ihr der nächste Schlag die Luft. Doch trotz Tränen und Enttäuschung gibt es starken Rückhalt für Eva. Neben ihrem Lehrer Johann Winkler stehen auch Freunde wie Rolf und Helga helfend zur Seite. Ein weiterer Halt ist Oma Ida, sie hat stets ein offenes Ohr und oftmals einen Ratschlag für die Zwanzigjährige. 

Zitat:  „Ihre Großmutter zog sie in ihre Arme. „Kin Sorg, du wirst dinne Weg schon finde, Evi-Kind.“ Doch welcher war das?“

Schnell tauche ich ab ins Düsseldorf der Fünfzigerjahre. Leide und hoffe mit Eva, bin schockiert von Erinnerungen und Schicksalsschlägen. Frage mich, welche Geheimnisse sich hinter den Figuren verstecken. Vielfältige Charaktere zeigen Stärken und Schwächen. Ein Lächeln zaubert Oma Ida auf mein Gesicht, mit ihrer Ausdrucksweise und liebevollem Wesen hat sie sich in mein Herz geschlichen. Die Handlung spiegelt die Nachkriegszeit in ihren verschiedenen Facetten nachvollziehbar und tiefgründig wider. Immer wieder gelingt es der Autorin, mich zu überraschen, neu einfließende Spannungselemente lassen mich das Buch nicht aus der Hand legen.

Bildstark und authentisch. Die ausgiebige Recherche spiegelt sich in der Erzählung wider. Die fesselnde Erzählung liest sich wie ein Zeitzeugenbericht, es könnte sich genauso abgespielt haben. Im Anhang finden sich Hinweise zum historischen Hintergrund sowie Einblicke in die Entstehung des historischen Romans.

Sehr gerne spreche ich eine Leseempfehlung für dieses historisch fundierte Lese Schätzchen aus. Mich konnte die Erzählung mitnehmen in die Zeit als Frauen zwar auf dem Papier gleichberechtigt waren, im gesellschaftlichen Umgang hingegen sich ihre Freiheit erkämpfen mußten. Die Bevölkerung sich einerseits befreit fühlte, andererseits  die Verbrechen der Vergangenheit zwiespältig betrachtete. Eva auf ihrem Weg zu begleiten hat mir viel Freude bereitet.