Rezension

Auftakt der Serie um Merrily Watkins

Frucht der Sünde - Phil Rickman

Frucht der Sünde
von Phil Rickman

Merrily Watkins, Witwe,  zieht mit ihrer 15-jährigen Tochter in einen kleinen Ort ins westliche England. Sie ist Pfarramtsanwärterin in einem kleinen Dorf und als solche steht ihr das große Pfarrhaus zu, das von Apfelbäumen umringt ist.

Das Haus entwickelt in Merrilys Augen eine Eigendynamik, macht ihr Beklemmungen und schickt ihr Albträume, so dass sie froh ist, erstmal auswärts untergebracht zu sein, zumindest solange, bis die Renovierung fertig ist.

Um einen dieser Apfelbäume ranken sich alte Geschichten von einem Pfarrer, der sich dort vor 300 Jahren erhängt haben soll.

Dieses Ereignis soll in der Kirche als Theaterstück aufgeführt werden, zum Missfallen einiger Dorfbewohner.

Am Dreikönigstag wollen einige Dorfbewohner eine alte Sitte aufleben lassen, sie wollen wieder Cider bei sich im Dorf herstellen. Bei einem Ritual unter dem Baum geschieht jedoch ein Unglücksfall.

Später verschwindet auch noch ein Mädchen und irgendwie scheinen die Vorkommnisse alle zusammenzuhängen...

Nach dem ich das Buch gelesen habe, habe ich mich gefragt, in welches Genre ich dieses Buch stecken würde. Krimi oder Thriller ist meiner Meinung nach nicht ganz zutreffend. Bei einem Krimi erwarte ich Ermittlungen, die letztendlich zum Täter hinführen, bei einem Thriller etwas ungemein Spannendes und Atem anhaltendes.

Beide Definitionen passen nicht ganz zum vorliegenden Buch.

In diesem Roman wird versucht, ein Ereignis von vor 300 Jahren aufzuarbeiten. Aber nicht jeder im Dorf ist glücklich darüber, so dass versucht wird, das zu verhindern.

Merrily, die mit Hilfe ihres Onkels den Posten bekommen hat, versucht sich in dem Dorf, in dem man nicht viel davon hält, dass eine Frau sonntags die Predigt hält, durchzusetzen. Das ist nicht immer leicht, selbst ihr Onkel wendet sich ob ihrer Eigeninitiativen von ihr.

Sie ist erst sehr spät zur Kirche gekommen, aber nun sieht sie die Arbeit mit Gott als ihre Berufung. Wenn sie auch gläubig ist, zwingt sie ihre Tochter nicht, sich am Sonntag mit in die Kirche zu setzen und die Predigt anzuhören.

Als man an sie herantritt, ob die Vorführung des Theaterstücks nicht in ihrer Kirche stattfinden kann, ist sie zuerst skeptisch. Aber als sich immer mehr Stimmen dagegen melden, schaltet sie auf stur und sagt zu.

Von da an überschlagen sich die Ereignisse und ein Mädchen verschwindet. Endlich versucht auch die Polizei ihre Arbeit zu tun.

"Frucht der Sünde" ist der Auftakt einer Reihe um die Pfarrerin Merrily Watkins. Im englischen gibt es bereits 12 Bände, ins deutsche wurden bisher 11 übersetzt.

Ich habe die Teile 10 und 11 als Rezensionsexemplare bekommen und wollte den 1. Teil lesen, um in die Geschichte hineinzukommen und mich dann Band 10 widmen.

Nun musste ich feststellen, dass ich zwar auf Merrily und das Dorf eingestimmt wurde, mir aber doch Entscheidenes fehlt, um die Protagonistin richtig kennenzulernen. Also muss ich wohl erst Teil 2 lesen.

 

Merrily Watkins ist eine selbstbewusste Frau, die sich in einem Männerberuf durchsetzen will und das auch fürs erste geschafft hat.

Das Haus macht ihr Angst und sie hält ihre gruseligen Träume für Träume, aber irgendwie sind sie doch real. Ihre Tochter scheint das Ungewöhnliche im Haus nicht zu spüren, nur Merrily.

Es dauert lange, bis sie sich all die Dinge erklären kann.

 

Alle Geschehnisse laufen irgendwie auf ein Ereignis aus der Vergangenheit zu. Wie alles zusammenhängt wird dem Leser sehr lange vorenthalten. Ja man ahnt nicht einmal ansatzweise, wie der Autor letztendlich alles "passend" machen will.

 

Die Protagonisten sind sehr gut herausgearbeitet, Merrily wie auch die Nebenfiguren. Mit ihren Ecken und Kanten sind sie sympathisch oder eben nicht, je nachdem, wen man gerade vor sich hat. 

Obwohl es nicht der klassische Krimi ist, den man vielleicht erwartet, ist das Ende schon eine Überraschung, die man so gar nicht erwartet hätte. 

 

Mich hat dieses Buch jedenfalls angefixt auf Merrily Watkins und ich will unbedingt mehr über sie erfahren.

Wer einen typischen englischen Krimi erwartet, sollte sich ein anderes Buch vornehmen. Wer aber nicht vor Aberglauben und einem Dorf, das in Alteingesessene und Zugezogene unterscheidet, zurückschreckt, sich auch gern überraschen lässt über die Wendungen, die so ein Buch nehmen kann, der sollte es lesen.

Auch wenn es viele Seiten gebraucht hat, bis ich in der Geschichte gefangen war, hat sie mich sehr gut unterhalten.