Rezension

Auftakt in Hamburg

Die Perlenprinzessin. Rivalen -

Die Perlenprinzessin. Rivalen
von Iny Lorentz

Bewertet mit 3 Sternen

Ende des 18. Jhds. sind Simon Simonsen und Jörgen Mensing zwei junge, excellente Kapitäne der Hamburger Kaufleute. Um die Hand der schönen Mina Thadde zu bekommen, verabreden sie einen Wettstreit, den Jörgen nicht nur durch eine böse Lüge gewinnt, sondern auch Simons Existenz fast vernichtet. In der Folge bestimmen Hass und Rachegedanken das Verhältnis zwischen den beiden Familien; und Jörgen geht dabei wortwörtlich über Leichen. Einzig Mina möchte die Verfeindeten wieder zusammenführen....

"Die Perlenprinzessin" ist der Auftakt der "Südsee-Saga" des erfolgreichen Autorenpaares Iny Lorenz, doch Vorsicht: bis auf die aufregenden Schiffsreisen in nahe und ferne Orte liegt das Setting ausschließlich in Hamburg - und die Namen von Reihe und Titel sind vorerst nur eine Ankündigung auf das, was künftig kommen wird.

Ausnehmend gut gefallen hat mir die lebendige Darstellung der Hansestadt zu Zeiten der Romantik; gerade über die zweimalige französische Besatzung Hamburgs konnte ich viel lernen. Trotz der Tragik und dem Schrecken dieser Zeit war dieser Abschnitt für mich der beste. Aber auch die zahlreichen Hintergrundinformationen und die anschaulichen Ausführungen über die Kaufleute, die Schiffahrt, aber auch die Stellung der Frau zu dieser Zeit kann ich positiv hervorheben. Schade, dass dabei die spannende Geschichte der ehemaligen Sklavin Mabel nur so wenig Raum einnahm.

Enttäuscht war ich jedoch von der schwachen Eindimensionalität der Personen: So konnte die Familie Simonsen nur patente, loyale, charakterlich feste Angehörige zählen, während in der Familie Mensing ein Mitglied das andere noch an Bösartigkeit und anderen Schwächen übertraf. Keine Frage, wo da die Sympathien lagen....

Und genauso verlief auch die Handlung: Jörgen, bzw. seine Nachkommen stürzten Simon und Familie wiederholt in ein großes Drama - und nachdem man kurz gebangt hatte, konnten diese sich dann, welch Wunder, daraus befreien und wurde noch stärker und besser als zuvor. Dies führte irgendwann bei mir nur noch zu dem Gedanken: "Ach, was hat er denn jetzt schon wieder?!" Da hätte ich mir doch etwas mehr Finesse gewünscht!

Insgesamt umfasst der Band einen Zeitrahmen von 55 Jahren, was durchaus ungewöhnlich ist, und drei Generationen. Die hierbei entstehenden Sprünge sind meiner Meinung nach jedoch gut gekennzeichnet und störten den Lesefluss für mich nicht.
Und auch die vielen auftretenden Figuren ließen sich gut einordnen, das Verzeichnis dieser benötigte man kaum.

Das Buch endet schließlich mit einem ganz fiesen Cliffhanger, der zum nächsten Band überleitet und natürlich die Neugier des Lesers weckt, wie es mit den Familien Simonsen und Mensing, nun wohl an exotischeren Orten, weitergeht.

Ein historischer Überblick, ein Glossar und ein Personenverzeichnis vervollständigen das Buch.

Insgesamt bin ich leider ein bisschen enttäuscht und mag trotz der vielen interessanten Passagen "nur" 3 Sterne geben.