Rezension

Aus dem Gleichgewicht geraten

Flammender Schnee
von Thomas Manderley

Bewertet mit 4 Sternen

Die Handlung spielt 1960. Der junge Kölner Reporter Tobias Gruber erwacht schwer verletzt in einem deutschen Krankenhaus. Nach und nach erinnert er sich ans Geschehene und gibt die die Informationen an die Polizei weiter, die ihn nach einigen Tagen als Täter verdächtigt. Auf dem Weg in den Winterurlaub hatte er sich im Schneetreiben verirrt und Hilfe im abgelegenen Dorf Klamm gesucht, in dem die Zeit stehengeblieben zu sein scheint und dessen Einwohner sich sehr eigenartig verhalten. Als er den Geheimnissen auf den Grund gehen möchte, begibt er sich selbst in eine lebensgefährliche Lage.
Das Cover fällt durch die züngelnden Flammen, die sich einem VW-Bus gefährlich nähern, sofort ins Auge. In Kapiteln mit angenehmer Länge erfahren wir vom Ich-Erzähler Tobias die mysteriösen Geschehnisse des einsamen Bergdorfs und seine zahlreichen Gedanken dazu. Seine Beschreibungen der Umgebung und deren Bewohner ist detailliert; die lebhaften Dialoge und der Wortwitz des jungen Kölners machen die Handlung glaubhaft und nachvollziehbar.
Auf den ersten Blick ist der Städter Tobias kein Sympathieträger, hat er doch an vielem etwas auszusetzen – nicht nur an der altmodischen Einrichtung und dem Essen im Krankenhaus. Durch seine Darstellungen der Polizei gegenüber meint er den seltsamen Vorkommnisse in Klamm selbst auf den Grund kommen zu können. Als Leser ist man sich oft nicht sicher, ob seine Erinnerungen nicht bloß eine Einbildung des Reporters sind. 
Die Geschichte verfügt über etliche humorvolle Partien, die im Verlauf der Handlung aber immer ernster und bedrohlicher werden. Insgesamt handelt es sich bei diesem leicht lesbaren Roman mit Retro-Charme trotz einiger Wiederholungen um ein Werk, das unterhält und über ein rasches, aber unerwartetes Ende verfügt.