Rezension

Außergewöhnlich!

Nightbitch -

Nightbitch
von Rachel Yoder

Der Debütroman von Rachel Yoder (aus dem Englischen übersetzt von Eva Bonné) dreht sich um die namenlose Protagonistin und ihr monotones Dasein als Mutter eines 2-jährigen Sohnes, für den sie ihren Job als Künstlerin und Galeristin aufgegeben hat. Sie ist sehr einsam, gelangweilt und unzufrieden mit ihrem Alltag. Ihr Mann ist ständig unterwegs auf Geschäftsreisen. Schon sehr bald stellt sie körperliche Veränderungen an sich fest, fängt an zu knurren und ihren Sohn abzuschlecken und entwickelt eine Vorliebe für rohes Fleisch. Sie verwandelt sich nach und nach in einen Hund. Oder doch nicht? Die Grenzen zwischen Mensch und Tier, Realität und Vorstellung verschwimmen zunehmend im Laufe der surrealen Geschichte. Die Mutterrolle bringt in ihr ein Wesen zum Vorschein, das ihr einen Ausbruch aus der Routine als Mutter bietet – sie wird zu Nightbitch. 

Stellenweise magisch, dann wieder brutal mit ein bisschen Horror gespickt, aber trotzdem nicht zu fern von der Realität und der permanent schwierigen Rolle als Mutter, beschreibt Rachel Yoder den Alltag von Nightbitch. Der Roman driftet teilweise ins Absurde ab, aber nie zu viel. Während der Lektüre trifft man auf animalische Beschreibungen und zahlreiche Metaphern – eine rohe und teilweise monströse Darstellung von Mutterschaft. Der monotone Alltag als Mutter, die festgefahrenen Routine und Frustration wird schnell deutlich. Als Leser*in muss man sich zurecht finden in dem ständigen Wandel zwischen Realität und Vorstellung. Genau diese Mischung fand ich extrem spannend und interessant sowie sehr gut umgesetzt von der Autorin. Deutlich wird das ständige Hadern der Mutter mit ihrer Rolle, den zugehörigen Zwängen und festgefahrenen Routinen und ihre Versuche dem Ganzen zu entfliehen. Am Ende kann sich Nightbitch doch noch so zeigen, wie sie ist. 

Das Buch übte auf mich eine gewisse Faszination aus, die ich in der Form beim Lesen noch nicht erlebt habe (trotz der stellenweise Irritierenden und verstörenden Szenen). Rachel Yoder liefert einen feministischen Roman, der stellenweise stark überzeichnet ist und zugleich aber eine kritische und ausgefallene Auseinandersetzung mit dem Thema Mutterschaft bietet. Insgesamt hat mir das Buch ein außergewöhnliches Leseerlebnis beschert und wird noch lange nachhallen.