Auswüchse des WWW: "Ich bin Tess" gefiel mir gut
Bewertet mit 5 Sternen
Obwohl es wirklich nicht immer leicht zu lesen war und mich der Gedanke, dass alles so oder doch ähnlich tatsächlich geschehen ist bzw. geschehen sein könnte, erschreckt hat, gab ich diesem Roman die volle Punktzahl. Glücklicherweise ist bei mir zum Gefallen finden nicht erforderlich, dass mir die Protagonistin sympathisch sein muss. Die Hauptperson, Leila, war mir nämlich keineswegs sympathisch. Aber sie tat mir leid. Sie war eine Außenseiterin, sie war "anders", außerdem rechthaberisch und stur. Aber sie war meiner Auffassung nach nicht bösartig oder böswillig. Sie war einsam und den Umgang mit anderen Menschen nicht gewohnt. Lediglich im WWW, wo sie ein virtuelles Leben führte, fühlte sie sich sicher und wohl. Wie sie "Tess" geradezu "übernommen" hat, und wie sie als Tess entgegen ihrem festen Vorsatz, dem Original möglichst ähnlich zu sein, Dinge tat, die weder die alte Leila noch die wahre Tess getan hätten, wirkte auf mich ebenso erstaunlich wie bemerkenswert! Im WWW war es ihr möglich, ernsthafte Gefühle für einen anderen Menschen zu entwickeln, wenn sie dabei auch, ungeübt wie sie darin war, über das Ziel hinaus schoss und Symptome einer Stalkerin zeigte...