Rezension

Authentische Nachkriegsgeschichte um eine starke Frau und viel Bücherliebe

Die Buchhändlerin -

Die Buchhändlerin
von Ines Thorn

Bewertet mit 4 Sternen

Die Buchhandlung Schwertfeger in Frankfurt ist seit Generationen ein Familienbetrieb. Christa hat schon als Kind gerne in der Buchhandlung gestöbert und geht ihrem Onkel Martin, der die Buchhandlung führt gerne zur Hand. Im Jahr 1941 wird Martin wegen verbotener Bücher von den Nationalsozialisten verhaftet und die Buchhandlung wird enteignet.
Aber Martin und auch Christas Familie überleben den Krieg und die amerikanischen Besatzer geben der Familie den Buchladen zurück.
Christa träumt von einem Studium und erkämpft sich auch einen Studienplatz. Aber in den frühen Nachkriegsjahren sind Frauen an der Universität nicht gerne gesehen und sie verliert den Platz wieder.
Gemeinsam mit Martin baut sie die Buchhandlung wieder auf und bekommt sogar die Möglichkeit, ihr Studium wieder aufzunehmen. Doch dann gerät Martin erneut in Schwierigkeiten und Christa muss ihr Studium wiederum aufgeben, um die Buchhandlung zu retten.
Obwohl sie die Bücher liebt, sogar einen Lesezirkel ins Leben ruft und Lesungen veranstaltet, ist Christa nicht glücklich, denn ihr werden noch mehr Opfer abverlangt.

Der Roman zeigt eindrücklich die letzten Kriegsjahre und die schweren Jahre nach Kriegsende mit Not und Hunger.
Der Autorin ist es meiner Meinung nach gut gelungen, die vielen Facetten dieser Zeit darzustellen. Frauen hatten es schwer, wenn sie berufliche Träume hatten, was man an Christas Beispiel gut miterleben kann. Sie träumt von einem Studium der Germanistik und möchte Lektorin werden aber ihre Mutter will sie nur durch einen guten Ehemann versorgt sehen und schickt sie auf eine Bräuteschule.
An der Universität werden die Frauen von den männlichen Professoren regelrecht gemobbt und haben kaum eine Chance.
Aber Christa ist eine starke Frau und sie kämpft für alles, was ihr wichtig ist. So bietet sie Heinz, einem verwaisten Findelkind, ein neues Zuhause, wofür sich der geschäftstüchtige kleine Junge mit seinem Talent für Handel auf dem Schwarzmarkt bedankt, was der ganzen Familie zu Gute kommt.
Auch die Liebe tritt in Christas Leben, aber als ihr Onkel Martin erneut in Schwierigkeiten gerät, muss Christa wieder einen Traum aufgeben und auch ihre Liebe aufs Spiel setzen, um die Buchhandlung zu retten und dem den kleinen Heinz weiterhin ein gutes Zuhause zu bieten.
Mich hat Christa sehr beeindruckt, wie sie all die Schicksalsschläge verarbeitet und immer wieder einen Weg gefunden hat, wie es weiter gehen kann.
Das Schicksal von Christas Onkel Martin hat mich ganz besonders berührt. Der sensible Mann hat den Krieg und die Gefangenschaft überlebt, darf aber auch danach aufgrund besonderer Umstände nicht glücklich werden.
Neben Christa und ihrer Familie erleben wir noch etliche weitere Figuren, die die Menschen der Nachkriegszeit repräsentieren, wie z. B. diejenigen, die immer noch nationalsozialistische Gedanken haben aber auch amerikanische Besatzer und vor allem viele Menschen, die sich nach Kultur und einem neuen, guten Leben sehnen.

Bücher und der Buchmarkt sind ein Thema, das sich wie ein roter Faden durch die Handlung zieht. Neben Lyrik und Klassikern spielt die Entwicklung des Buchmarktes nach dem Krieg eine große Rolle. Die Menschen kaufen wieder Bücher, weil sie sich mit den Geschichten ablenken und in andere Zeiten träumen können.
Wir erleben die Gründung diverser Verlage, die erste Buchmesse und die ersten Übersetzungen amerikanischer Romane.
Das hat mein Bücherherz schon sehr begeistert.

Der Roman ist einerseits eine Hommage an die Literatur und andererseits ein Spiegelbild der Zeit nach dem Krieg mit viel Leid aber auch Freude.
Nur das Ende hat mich nicht so ganz überzeugt, denn da hat mir etwas gefehlt.
Aber insgesamt ist die Geschichte gute Unterhaltung mit historischen Hintergründen, nicht nur für Bücherfreunde!

Fazit: 4 von 5 Sternen

 

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