Rezension

Banal und oberflächlich

Der Brand -

Der Brand
von Daniela Krien

Bewertet mit 2 Sternen

Rahel und ihr Mann Peter wollten eigentlich Urlaub in den Bergen machen, um dem Corona-Alltag zu entfliehen. Doch als sie erfahren, dass ihr Ferienhaus abgebrannt ist und eine enge Freundin dringend jemanden braucht, der in ihrer Abwesenheit auf das Gut aufpasst, ändern sich ihre Pläne. 

Die gemeinsame Zeit auf dem Gutshof offenbart vieles. Da ist zunächst die Distanz, die sich im Laufe der Jahre in die Ehe der beiden eingeschlichen hat. Sie leben aneinander vorbei anstatt miteinander. Die Entfremdung ist auch in ihren Gesprächen allgegenwärtig, die stets kurz und abgehackt wirken und sich viel mehr durch das Ungesagte als durch das Gesagte charakterisieren. Das Thema der Distanz und des Schweigens in der Ehe hätte einen interessanten Ausgangspunkt für diesen Roman bilden können. Leider vernachlässigt die Autorin genau diesen thematischen Aspekt aber im Laufe der Geschichte, wendet sich zahlreichen anderen Themen zu, baut aktuelle gesellschaftliche Debatten ein, die alle nur oberflächlich angeschnitten werden und findet so zu keinem roten Faden. 

Hinzu kommt, dass alle Charaktere, aber insbesondere die Protagonistin Rahel, unsympathisch wirken. Sie wirken flach, sind in ihrem Verhalten und in ihren Aussagen häufig unglaubwürdig oder überzogen. Rahel, die als Psychologin arbeitet, ist so stark auf sich selbst fixiert, dass sie ihr soziales Umfeld ständig be- und verurteilt. Ihr eigenes Verhalten und ihre eigenen Ansichten sind der Maßstab, mit dem sie andere kritisiert. Ihre Selbstwahrnehmung ist äußerst zweifelhaft und ihre ständige Unentschlossenheit, ihr teilweise heuchlerisches und oft auch unangemessenes Handeln tragen dazu bei, dass der Roman spätestens ab der zweiten Hälfte nur noch nervt.

“Der Brand” ist banal und bewegt sich ausschließlich an der Oberfläche von dem, was er zu erzählen versucht. Letztlich bleibt er ohne richtige Aussage und findet zu keinem Ende. Auch die verdichtete Sprache mit ihren kurzen Sätzen, die zunächst durchaus vielversprechend wirkt, kann darüber nicht hinwegtäuschen. 

Somit ist der einzige Brand, der bei der Lektüre stattfindet, ein durch Banalitäten ausgelöstes und schmerzendes Feuer im Kopf des Lesers.