Rezension

Ehe- und Familienprobleme, aktuelle Themen kurz angerissen

Der Brand -

Der Brand
von Daniela Krien

Bewertet mit 4.5 Sternen

Wie geht es mit einer langjährigen Ehe weiter, wenn die Kinder aus dem Haus sind? Wie kann man Konflikte überwinden?

Der Literaturprofessor Peter und die Psychologin / Psychotherapeutin Rahel sind sehr unterschiedlich, er introvertiert, sensibel, ein wenig altmodisch, etwas zwanghaft und sich selbst genügend, sie impulsiv, leidenschaftlich und pragmatisch. Die beiden Kinder sind längst erwachsen und aus dem Haus, als sie feststellen, dass es Misstöne in ihrer Ehe und im Zusammenleben gibt.

Woran liegt es? Was stimmt nicht mehr? Was haben sie für ein Problem? Darüber will ich nicht weiter schreiben, denn ein gewisser Reiz des Buches liegt darin, es als Leser herauszufinden, sich die Frage zu stellen, ob diese Ehe eine Chance hat und ob sie wieder zueinanderfinden werden.

Und diese Frage stellen sie sich selbst im Urlaub in der Uckermark, wo sie den Hof und die Tiere einer älteren Freundin versorgen, die ihren Mann in die Reha begleitet hat. Dort ist es zwar einsam, aber die Welt kommt trotzdem zu ihnen: die eigensüchtige Tochter mit den beiden unerzogenen Enkelkindern und der Sohn, mit dessen Berufswahl (Bundeswehr) sie nicht einverstanden sind. Rahel erinnert sich an Konflikte mit ihrer Tochter und mit ihrer eigenen Mutter, vor allem an die Frage, wer ihr Vater ist, die hier wieder an Aktualität gewinnt. Das alles ist aber eher ein Hintergrundrauschen ebenso wie die aktuellen Themen, die manchmal lediglich erwähnt werden und den zeitlichen Rahmen abstecken: die Pandemie, Gendersprache, Shitstorms in den sozialen Medien, Klimawandel etc.

Das mag manchem zu viel erscheinen, aber ich fand dies alles gut in die Geschichte eingepasst und teilweise zum Nachdenken anregend.

Die Geschichte ist leicht und locker zu lesen, auch wegen der Sprache, die niveauvoll, aber unauffällig ist und hat mir richtig gut gefallen, auch wenn es den ein oder anderen kleinen Kritikpunkt gibt und ich mir das Ende ein wenig klarer gewünscht hätte. Aber ich habe den Roman gerne gelesen, er hat mich zum Nachdenken angeregt und er klingt noch eine Weile nach.