Rezension

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Beängstigende Zukunftsvision

The Circle - Dave Eggers

The Circle
von Dave Eggers

Bewertet mit 4.5 Sternen

 

„The Circle“ von Dave Eggers

 

Inhalt:

Der Circle ist die mächtigste Internetfirma, die es zurzeit gibt und Mae Holland hat dort einen Job bekommen! Sie ist überglücklich über diesen Job, an den sie durch ihre Freundin Annie gekommen ist, die eine hohe Position im Circle bekleidet. Mae liebt ihre neue Arbeit. Sie arbeitet mit den klügsten Köpfen zusammen, die scheinbar im Minutentakt neue Ideen verwirklichen. Mae liebt den Circle mit seinem Campus, auf dem es alles gibt, vom Kino bis zur Sporthalle. Jeden Abend finden zahlreiche tolle Veranstaltungen statt. Doch bald schon wundert man sich, warum Mae viele Veranstaltungen verpasst. Warum fährt sie ein ganzes Wochenende ihre Eltern besuchen, ohne wenigstens einmal etwas darüber zu posten? Warum will sie ihre Erlebnisse und Erfahrungen nicht mit anderen teilen? Bringt sie damit nicht sogar andere Menschen um Erfahrungen, auf die diese ein gutes Recht haben? Ist das nicht sogar dasselbe wie stehlen?

 

Und in genau diesen Sog gerät Mae immer mehr hinein. Gerade diese krasse Entwicklung, die Mae durchläuft fand ich sehr spannend zu beobachten. Am Anfang ist sie noch gar nicht so sehr darauf fixiert dauernd etwas zu posten oder zu kommentieren. Bei einem Besuch bei ihren Eltern benutzt sie zum Beispiel kein einziges Mal ihr Handy oder ähnliches. Das Ganze geht dann soweit, dass Mae am Ende komplett transparent wird, und jede Minute ihres Lebens für jeden zugänglich filmt. 

In dem Zusammenhang komme ich jetzt aber zu einem Punkt der mich etwas gestört hat. Und zwar ist das die Darstellung von Mae. Immer wenn sie kritisiert wurde, zum Bespiel, als sie bei einem Wochenendbesuch bei ihren Eltern kein Mal etwas gepostet hat, hat Mae immer sofort allem zugestimmt, was man ihr vorgeworfen hat. Sie war für mein Empfinden einfach zu naiv. Folgende Situation ist mir zum Beispiel noch als sehr unrealistisch hängen geblieben. Erst wurde Mae nämlich gesagt, dass man sich keineswegs zwingend im sozialen Netzwerk betätigen muss. Als Mae das dann auch nicht wirklich aktiv macht wird ihr aber sehr zugesetzt und sie bekommt für mein Empfinden richtig Ärger. Ich fand es einfach unrealistisch, dass Mae das sogar nicht komisch vorkam und sie sich sofort entschuldigt hat und wieder allem zugestimmt hat, was man ihr erzählt hat.

Des Weiteren war es auch etwas unglaubwürdig, dass im Ganzen Buch nur zwei Menschen etwas gegen den Circle gesagt haben.

An sich wurde aber trotzdem ein Szenario dargestellt, dass durchaus realistisch ist. Es gibt ja jetzt schon genug Leute, die scheinbar ihr ganzes Leben auf Facebook oder sonst wo veröffentlichen. Und auch die Darstellung einer Mega-Internetfirma, ist ja jetzt nicht wirklich abwegig.

Auch dass Annie zum Bespiel scheinbar völlig verwirrt und verzweifelt ist, weil Mae ihr mal 20 Minuten nicht zurück schreibt, ist ja auch eine Situation, die man heute schon kennt. Ich kenne beispielsweise auch Leute, die dann beleidigt sind, wenn ich mal erst am nächsten Tag zurück schreibe…

Das Ende war dann wirklich sehr erschreckend und konnte so auch Eindruck hinterlassen. Denn am Ende war tatsächlich ein Zustand der totalen Überwachung eingetreten, an dem auch scheinbar niemand etwas auszusetzten hatte. Mae setzt dann noch einen drauf, als ihr der Gedanke kommt, dass es doch ungerecht ist nicht zu wissen, was andere denken. Schließlich habe sie doch ein Recht darauf auch das noch zu wissen. Das war dann nochmal sehr erschreckend für mich, da ich schon dachte schlimmer kann es jetzt nicht mehr kommen.

Insgesamt war es für mich ein lesenswertes Buch mit vielleicht etwas schwachen Figuren aber einer beunruhigend realistischen Geschichte.