beeindruckend und anregend
Bewertet mit 5 Sternen
Mir selbst wäre das Büchlein vermutich nicht aufgefallen, aber nachdem ich es überraschend geschenkt bekam, wollte ich zumindest mal reinlesen. Was für eine Entdeckung! Lange ist es her, dass ich das Bedürfnis hatte, mit Stift in der Hand zu lesen, und nun sind vorderes und hinteres Vorsatzpapier mit Zitaten und Seitenverweisen.
Formulierungen wie "Ich sehe, dass die Brutalität des Daseins jeden auf unterschiedliche Weise trifft." oder "Das Internet ermöglicht Gleichgesinnten, sich zu finden, und das ist sehr wichtig. Aber gleichzeitig erschwert es Nicht-Gleichgesinnten, ohne Abwehrhaltung in Kontakt zueinander zu treten" oder "Die eigene Unzulänglichkeit in den Griff zu bekommen ist keine Sache von fünf Minuten; es dauert ewig." haben mich immer wieder im Text abgeholt. Ich denke, es war gut, dass ich beim Lesen im Urlaub die Muße hatte, den Text wirken zu lassen.
Und worum geht es in diesem Aufsatz von Kae Tempest, der so gut von Conny Lösch übersetzt wurden? Im Kern um das Titelgebende Verbundensein mit anderen Menschen - über ähnliche Wertvorstellungen, über gemeinsames Erleben, über gemeinsame Tätigkeit. Aber eben auch Verbundensein auf der Ebene Musiker - Zuhörer oder Leserin - Werk - Autorin. Eingebettet über viele Anekdoten aus Kae Tempests Bühnenkünstlerleben - auch die Kapitel entsprechen einem Konzert, vom Aufbau über Soundcheck bis zum Rausgehen und "Spüren, wie's passiert" - das Verbundensein.
Für mich eine äußerst anregende Lektüre, der ich viele LeserInnen wünsche.