Rezension

Beeindruckendes Jugendbuch

Indianisch für Anfänger - Kerstin Groeper

Indianisch für Anfänger
von Kerstin Groeper

Bewertet mit 5 Sternen

„...Du hast das Leid und die Anstrengungen mit uns geteilt und mit uns gebetet...“

 

Die 21jährige Kaja ist auf den Weg nach Amerika. Sie ist bei einem Professor und seiner Frau als Nanny für den dreijährigen Sohn Jaden angestellt. Die Reise geht nach Süd-Dakota. Kyle war ein kleiner Ort in der Indianerreservation.

Nach einem zweitägigen Einführungskurs, an dem auch andere deutsche Au-Pair-Mädchen teilnehmen, geht die Reise endlich an den Zielort. Statt des Professors aber holt sie ein Indianer ab. Im Hause des Professors wartet die nächste Überraschung auf sie.

Die Autorin hat einen abwechslungsreichen und tiefgründigen Jugendroman geschrieben. Die Geschichte hat mich schnell gefesselt.

Kaja ist eine aufgeschlossene junge Frau. Allerdings ist ihr Wissen über die Indianer von Winnetou-Filmen geprägt. Auch sonst war ihre Vorbereitung auf den Auslandsaufenthalt wenig tiefgründig. Um so mehr überrascht es, wie sie sich von Anfang an mit der schwierigen Situation engagiert. Die Frau des Professors liegt im Koma, und Kaja ist für das Haus und den Jungen allein verantwortlich. Das bedeutet anfangs Stunden ungewohnter Einsamkeit, wenn Jaden im Kindergarten ist. An Disko und Kino ist nicht zu denken.

Der Schriftstil des Buches ist gewohnt vielschichtig. Einfühlsam werden die Verhältnisse in der Indianerreservation beschrieben. Mit Kaja lerne auch ich als Leser nicht nur viel über die Regeln und die Traditionen der Indianer, ich werde auch mit bitterster Armut konfrontiert. Als Kaja an Seminaren teilnimmt und Lakota lernt, bekommt sie Kontakt zu den Indianern. Während die Kinder ihres Lehrers sie sofort aufnehmen, lassen andere sie ihre Abneigung gegen Weiße spüren. Die Verletzungen der Vergangenheit führen zu Rassismus und Vorurteilen. Schön wird dargestellt, wie Kaja nach und nach in die Welt der Indianer eintaucht. Sie bringt sich mit ihren Begabungen bei den Festen ein. Ab und an neigt sie allerdings zu vorschnellen Urteilen. Ganz vorsichtig entwickelt sich eine Beziehung zwischen ihr und Sonny, einen der Hoffnungsträger des Stammes. Die Dialoge zwischen beiden gehören für mich zu den Höhepunkten des Buches. Hier prallen zwei Welten aufeinander, eine selbstbewusste junge Frau und ein Mann, der sich bisher von Frauen nichts sagen ließ und der lieber schweigt als redet. Gerade in diesen Szenen zeigt die Autorin das sie mit feinem Humor schreiben kann. Obiges Zitat drückt aus, dass Kaja die Achtung der Indianer gewonnen hat. Sehr gut wird herausgearbeitet, dass das Volk der Lakota dabei ist, zu seinen Wurzeln zurück zu kehren. Man besinnt sich auf die eigene Sprache und alte Traditionen. Doch der Weg ist lang und die Hoffnung liegt auf der jungen Generation.

Das Cover ist ausgezeichnet gelungen. So stelle ich mir Kaja in typischer indianischer Tracht vor.

Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es hat nicht nur ein Bild vom heutigen Leben der Indianer gezeichnet, sondern auch feinfühlig eine Liebesgeschichte erzählt, die mit mehreren Überraschungen aufwartet. Außerdem hat die Autorin weitere wichtige Themen wie Umweltschutz und sinnvollen Umgang mit Ressourcen geschickt in die Handlung integriert.