Rezension

Befremdlich

Seht, was ich getan habe
von Sarah Schmidt

Bewertet mit 3 Sternen

Im Sommer 1892 werden Andrew und seine Ehefrau Abby Borden brutal ermordet in ihrem eigenen Haus gefunden. Nur die Haushälterin Bridget und Andrews Tochter Lizzy waren im Haus, das immer verschlossen gehalten wird. Kann eine der beiden Frauen für die brutale Tat verantwortlich sein? Oder hat sich ein Fremder eingeschlichen?

Sarah Schmidt Roman beruht auf einem realen Mordfall, der nie geklärt wurde. In „Seht, was ich getan habe“ knüpft sie die Fäden zu ihrer eigene Interpretation der Ereignisse. Dabei sind besonders die Figuren und ihre Beziehungen untereinander interessant. Dienstmädchen Bridget beispielsweise wird von der Familie schlecht behandelt und will nichts lieber als zurück nach Irland. Aber Abby will sie nicht gehen lassen. Lizzy ist sonderbar und wankelmütig. Sie hängt in ungesundem Maße an ihrer älteren Schwester Emma und ist gemein zu ihrer Stiefmutter Abby, obwohl sie diese als Kind noch sehr geliebt hat. Emma selbst ist hin- und hergerissen zwischen Zu- und Abneigung zu Lizzy. In ihrem Elternhaus fühlt sie sich eingeengt und gerade will sie den Schritt in ein eigenständiges Leben wagen, als der Mordfall die Familie erschüttert. Die Dynamiken innerhalb der Familie sind anschaulich beschrieben, wenn auch manchmal schwer nachvollziehbar, da vieles nur angedeutet wird.

Schmidts Fokus auf die Figuren und ihre verschiedenen Persönlichkeiten ist gut gewählt. Leider verrennt sie sich zu sehr in Details, die wohl für Atmosphäre sorgen sollen, aber in erster Linie befremdlich wirken. Die jeweilige Erzählerin hört beispielsweise, wie sich eine Zunge im Mund ihres Gegenüber bewegt. Wie ein Löffel gegen Zähne stößt. Einen Pfeifton von einem abgebrochenen Zahn. Emma spürt einen Nerv im Gaumen zucken. Wie geht das? Dazu kommen eine Vielzahl an abstoßenden Details wie ein verdorbener Eintopf, von dem alle ständig essen. Dicke Hautschuppen auf Kleidung. Tierblut am Mund. „Stinkendes“ Fleisch das zwischen Zähnen steckt, Beschreibungen von Übelkeit und Erbrochenem, Schweiß, am Körper klebende Kleidung, vergammelte Essensreste, ausfallende Zähne. Was man sich an unangenehmen Dingen vorstellen kann, Schmidt hat es in den Roman gepackt. Leider in einer Masse, in der es nicht mehr Stimmungsvoll wirkt, sondern überladen.

Als Hörbuch ließ sich der Roman trotzdem ganz gut anhören. Die verschiedenen Sprecher für die unterschiedlichen Erzähler waren gut gewählt aber als Buch gelesen statt nebenbei gehört hätte ich den Roman wahrscheinlich eher nicht beendet.