Rezension

BERGBAUERNFLAIR

Die Seele des Monte Pavione - Matteo Righetto

Die Seele des Monte Pavione
von Matteo Righetto

Bewertet mit 3 Sternen

Sehr hübsches Buch über Tabakschmuggel, Armut und Bergbauern. Es fehlt jedoch die Erzählkraft von Cognetti (Acht Berge).

Die Bauern im italienischen Bergdorf Nevada ringen in hartem Terrassenbau, womit sie dem Wind und den Schräglagen der Berge trotzen, dem Boden die Ernte ab. Von ihnen stammt das Rohmaterial der berühmten Tabaksorte „Nostrano del Brenta“.

Die Bauern leben im Ausgang des 19. Jahrhunderts und werden von der Regia dei tabacchi, der königlichen Monopolgesellschaft geknechtet: jedes ausgegebene Saatpflänzlein ist gezählt und es gibt mehrere Kontrollen im Jahr, damit nichts an der Gesellschaft vorbei produziert wird. Selbstredend zahlen sie für die schwere Arbeit nur einen Hungerlohn.

Der erste Teil des Buches, der sich mit dem Leben und der Arbeit der Bergbauern anhand der Familie von Augusto und Agnese de Boer mit ihren drei Kindern Jole, Antonia und Sergio beschäftigte, hat mich bezaubert.

In den zwei folgenden Abschnitten geht es um den Tabakschmuggel. Über die Grenze hinweg gelingt es dem mutigen Augusto über den Pass des Pavione hinweg nach Österreich zu gelangen und dort Tabak zu einem guten Preis zu verkaufen, man bekommt Silber und Kupfer dafür, das man wiederum geschickt tauschen muss. Ohne den Erwerb aus dem Schmuggel kämen sie nicht über den Winter.

Die Reise nach Österreich ist beschwerlich und lebensgefährlich, denn wer erwischt wird, der wird eingesperrt oder erschossen. Eines Herbstes nimmt Augusto seine älteste Tocher Jole mit, um ihr die Wege zu zeigen und sie in seine Geheimnisse einzuweihen.

Die Teile zwei und drei, wobei einmal die Reise Augustos mit seiner Tochter zusammen und einmal die Reise Joles alleine illustriert werden, können mich nicht im selben Maße fesseln. Erstens wiederholen sich viele Dinge, zweitens kommt zu viel Pathos rüber und Schmuggelromantik, wobei der Roman auf nostalgisches Bergabenteuer macht und auf Klischees nicht verzichtet, a là junges Mädchen wird von wilden Burschen belästigt, entkommt aber wundersam.

Konflikte, die sich im Inneren abspielen, werden angedeutet, aber nicht hinreichend ausgeführt.

FAZIT: Die Seele des Monte Pavione erinnert von seiner Atmosphäre her an „Acht Berge“ von Paolo Cognetti, der Roman reicht aber nicht an dessen Erzählkraft heran. Insbesondere „der Geist der Berge“ bleibt zu blass.

Kategorie: Gute Unterhaltung
Verlag: Blessing, 2019

Kommentare

Sursulapitschi kommentierte am 28. Juli 2019 um 23:47

Ach guck, gute Unterhaltung, dabei haben wir es für anspruchsvoll gehalten. 

wandagreen kommentierte am 29. Juli 2019 um 08:18

Kategorien sagen etwas aus, nicht wahr? !