Rezension

Berührend und Mut machend

Penguin Bloom - Cameron Bloom, Bradley Trevor Greive

Penguin Bloom
von Cameron Bloom Bradley Trevor Greive

Bewertet mit 4 Sternen

„Wunderschön erzählt und mit einmaligen Fotos, erinnert uns die unglaubliche, aber wahre Geschichte der kleinen Elster Penguin Bloom daran, dass Liebe und Freundschaft aus ganz unerwarteten Richtungen kommen können. Und egal wie ausweglos eine Situation erscheint, es gibt immer einen Grund zur Hoffnung.“ So viel verrät vorab der Klappentext, der ausreichte, um mich auf dieses Buch neugierig zu machen.

Ich mag Rabenvögel und so konnten mich schon beim ersten durchblättern die zahlreichen Bilder der Kinder der Familie Bloom zusammen mit der australischen Elster, die eigentlich zur Familie der Würgekrähen gehört, begeistern. Wunderschöne innige, aber auch zum Teil kuriose und humorvolle Bilder des Vogels zusammen mit seiner menschlichen Familie machen Freude und zaubern einem so manches Lächeln ins Gesicht.

Erst im zweiten Schritt nahm ich mir die Ruhe und las das Buch. Zunächst erzählt Cameron davon, wie er Sam kennenlernt, sie gemeinsam ihr Leben genießen, viel reisen und schließlich nach und nach mit ihren drei Kindern zu einer kleinen Familie heranwachsen. Bei einer Reise durch Thailand stürzt Sam jedoch knapp sechs Meter in die Tiefe und ihr Unterkörper ist fortan aufgrund schwerer Wirbelsäulenverletzungen gelähmt. Die einst sehr sportliche Frau kämpft zwar, baut jedoch psychisch immer mehr ab, bis der Titelheld dieses Buches, das kleine Elsterküken, aus seinem Nest fällt. Das unter anderem am Flügel verletzte Tier wird von Sam und ihrer Mutter gefunden und mit nach Hause genommen. Dort kümmern sich Sam und die drei Kinder liebevoll um den Vogel und geben ihm den Namen Penguin. Doch nicht nur der Zustand von Penguin bessert sich allmählich, sondern auch Sam fasst dank des kleinen Vogels und der Liebe ihrer Familie wieder neuen Mut.

Das klingt natürlich alles sehr rührseelig und das ist es auch. Aber es folgen Bilder von Penguin und seiner Pflege-Familie durch die man sich gut vorstellen kann, dass dieser freche Vogel eine angenehme Ablenkung war und frischen Wind zu den Blooms gebracht hat. Kleine Texte erläutern und ergänzen die schönen Fotografien. Die Grundstimmung bleibt ernst, wird jedoch immer wieder aufgelockert. Sam sieht man auf den Bildern mitsamt Penguin und Familie ausschließlich lächelnd und fernab vom Rollstuhl, während die Texte doch immer wieder auch die Probleme aufgreifen. Im Epilog kommt Sam schließlich selbst zu Wort und schildert ihre Sicht der Dinge. Dabei verspricht sie, brutal ehrlich zu sein. Und das ist sie auch, was sie nicht nur sympathisch sondern auch authentisch erscheinen lässt. Sie schildert ihre Erfahrungen und gibt Tipps.

„Natürlich ist jede Art von Aktivität, die Sie gern ausüben gut für Sie, und je mehr Anstrengung und Konzentration damit verbunden sind, desto besser. Langeweile ist unser Feind Nummer eins – wenn Ihr Geist nichts zu tun hat, als sich auf Ihre Beschwerden zu konzentrieren und auf Ihren Zorn über das, was mit Ihnen geschehen ist, kann er schrecklich destruktiv werden. Man nimmt die Schmerzen immer stärker wahr und wird immer depressiver.“ (S. 198)

Vor allem erfährt man aber, wie sie ihr Leben meistert und was sie sich als Behinderte von ihrem Umfeld wünscht. Daneben liest man offene Worte, die nahe gehen und Bewunderung für diese Frau und die Familie hinterlassen, die gemeinsam den schweren Schicksalschlag durchgestanden und mit ihm zu leben gelernt haben. So hat mich dieses Buch, von dem ich ursprünglich nur erwartet hatte, dass es mich mit schönen Fotografien eines menschenbezogenen Rabenvogels unterhalten würde, sehr berührt und zum nachdenken gebracht. Aber es ist vor allem auch ein Buch, das Mut macht!