Rezension

Beständige Liebe eines Zitternden

Espenlaub - Jürgen Mette

Espenlaub
von Jürgen Mette

Toni erlebt schon als Junge viele harte Schicksalsschläge. Sein Vater überlebt zwar die Schlacht vor Stalingrad, kommt aber kurz nach der Rückkehr aus der Gefangenschaft bei einem Bombenangriff ums Leben. Seine Mutter kann ihn ohne Arbeitsstelle finanziell nicht versorgen, darum muss sie arbeiten gehen, und der kleine Junge wird von entfernten Verwandten großgezogen. Eine Blinddarmentzündung des Jungen wird zu spät erkannt, und er muss lange Zeit im Krankenhaus gepflegt werden. Eines Tages bleibt der Besuch der Mutter aus. Sie ist bei einer Lawine verschüttet worden.

 

Toni ist sehr erschüttert. Diese große Verlusterfahrung führt dazu, dass er verhaltensauffällig wird und in ein Heim für geistig Behinderte kommen soll. Ein Familienfreund, der Raffaltbauer, hört vom Schicksal des Jungen, und er nimmt ihn in seine große Familie auf. Geduldig bringt die Bäuerin dem Jungen Lesen und Schreiben bei. Toni fühlt sich in seinem neuen Zuhause geborgen. Er findet seine Aufgabe in der Versorgung der Kühe. Im Sommer bleibt er mit den Kühen auf der Alm.

 

Er ist achtzehn, als ein gleichaltriges Mädchen, Evi, als Aushilfe auf den Hof kommt. Obwohl sie auf den ersten Blick wenig gemeinsam haben, verlieben sich die beiden ineinander. Evis wohlhabende Eltern haben jedoch ehrgeizige Pläne für die Zukunft ihrer Tochter. Ein einfacher Almhirt passt nicht in diese Pläne.

 

Toni hält beharrlich an diese Liebe fest, auch als Evi zum Studium nach London geht. Selbst in den vielen Jahren, in denen er kein Lebenszeichen von ihr erhält, bleibt er ihr treu. Er leidet aber nicht nur unter dem Verlust dieser Beziehung. Viel zu früh machen sich erste Anzeichen einer Parkinson-Erkrankung bei ihm bemerkbar. Er hält sich an dem Vorbild Hiobs fest, und bemüht sich trotz der Krankheit um ein heiles Leben.

 

In diesem Roman wurden sicher einige persönliche Erfahrungen des Autors verarbeitet, der selbst an Parkinson erkrankt ist. Die Beschreibung von Tonis Leiden ist sehr authentisch.

 

Die Liebesgeschichte ist einfach nur berührend. Es ist beeindruckend, wie Toni ein Leben lang an dieser scheinbar aussichtslosen Liebe festhält.

 

Eingebettet in den zarten Klängen eines Heimatromans, bearbeitet der Autor in diesem Buch schwerwiegende Themen wie Krankheit und Leid, Treue und Liebe, geistlicher Missbrauch und freimachender Glaube. Eine eindeutige Leseempfehlung!