Rezension

bildgewaltig und fesselnd

Unter dem Banner des Kreuzes - Astrid Fritz

Unter dem Banner des Kreuzes
von Astrid Fritz

Bewertet mit 5 Sternen

Astrid Fritz entführt ihre Leser in das Jahr 1212: Anna lebt mit ihren Eltern in Freiburg, sie ist das älteste Kind und wird von ihrem Vater immer wieder gezüchtigt, worunter sie sehr leidet.

Als eines Tages ein Knappe vor einer Menschenmenge spricht und von einem Kreuzzug der Kinder ins Heilige Land berichtet, schließt sie sich zusammen mit weiteren Kindern dem jungen Adeligen Gottschalk von Ortenburg an. Der jüngere Christian, die Mädchen  Margret und Sanne sowie der freche Tagelöhner Jecki gehören zu der kleinen Gruppe, zu der auch bald Konrad stößt. Konrad ist angehender Pfarrer und versucht sein möglichstes auf die kleine Gruppe aufzupassen.

"Unter dem Banner des Kreuzes" ist ein fesselnder Historischer Roman, der wunderbar bildhaft geschrieben ist und die damalige Zeit lebendig aufleben lässt. Beim lesen konnte ich tief in die Geschichte eintauchen, zumal die Figuren wunderbar gezeichnet sind, allen voran Anna und Konrad.

Man begleitet die Kinder auf ihrer schweren Reise und erlebt, wie sie anfangs in jeder Ortschaft gefeiert werden. Die Menschen jubeln ihnen zu, geben ihnen zu Essen und Obdach und der Führer des Kreuzzuges, der Hirtnjunge Nikolaus,  wird fast wie ein Heiliger verehrt. Doch langsam ändert sich die Stimmung. Der heiße, trockene Sommer bringt Missernten und den Menschen bleibt nur wenig zum leben, so dass irgendwann keiner mehr bereit ist, das Wenige mit der Schar der Pilger zu teilen. Die Stadttore bleiben verschlossen, in manchen Orten warten die Menschen mit allerlei Waffen um ihre Feldfrucht zu verteidigen. 

Der Autorin gelingt es, diese langsame und schleichende Änderung der Stimmung sehr gut einzufangen, man erlebt wie aus der gläubigen, einst bejubelten  Truppe ein abgerissener Haufen aus Plünderern und Dieben wird, die ums nackte überleben kämpfen müssen. Doch auch innerhalb der Pilger gibt es Gewalt, im Kampf ums Überleben wird auch vor Diebstahl und Schlimmeren nicht zurückgeschreckt. Und Anna, Konrad und die Kinder sind schutzlos inmitten dieser Menschenmenge.

Beim lesen ist man hautnah an Anna dran, die anfangs noch sehr naiv wirkt, sich im Verlauf aber entwickelt und erwachsener wird. Irgendwann wird auch ihr klar, wie strapaziös diese Reise werden wird, die ersten der Pilger sind der Belastung nicht gewachsen und sterben. Doch der Glaube der Menschen damals war stark, alle hofften auf ein Wunder. Ich war von der Geschichte regelrecht gebannt und beim lesen nicht mal ansprechbar, hatte hier fast durchweg Kopfkino.

Fazit: Ein sehr gut recherchierter Historischer Roman über die Kinderkreuzzüge, verknüpft mit der fiktiven Handlung. Packend, spannend und bildgewaltig. Für Fans des Genres unbedingt zu empfehlen.