Rezension

Bist du bereit, alles zu riskieren?

Das Spiel ist aus, wenn wir es sagen - Jeanne Ryan

Das Spiel ist aus, wenn wir es sagen
von Jeanne Ryan

Cover:
Ich finde das Cover sehr gut gelungen. Durch die Farben lässt es einen sofort an das Genre Thriller denken und das angedeutete Vier Gewinnt-Spiel passt super zum Inhalt.

Meinung:
Vee ist ein ganz normaler Teenager, der bei einer Theateraufführung für Kostüm und Make-Up zuständig ist. Immer wieder macht jedoch das mysteriöse Online-Spiel RISK die Runde unter ihren Freunden. Hierbei geht es darum, peinliche oder schwierige Challenges zu gewinnen, die man filmen lassen muss und dann online stellt. Dieses Video wird bewertet und wenn man Glück hat, winken dem Sieger tolle Preise. Eigentlich wollte Vee nie etwas damit zu tun haben, aber eines Abends entscheidet sie sich anders und gewinnt sofort die erste Challenge. Doch was dann folgt, verwandelt sich in einen bösen Alptraum…
Mir hat der Schreibstil von Jeanne Ryan sehr gut gefallen, denn er ließ sich sehr leicht und flüssig lesen, war aber an den richtigen Stellen spannend und sogar manchmal etwas mysteriös, sodass man selbst mit rätseln konnte.
Für hartgesottene Thriller-Fans wird die Handlung wahrscheinlich viel zu einfach gestrickt sein, sodass man schnell dahinter kommt, wer wem irgendwie einen Strick dreht, aber ich fand es für meine Verhältnisse absolut in Ordnung und habe nichts vermisst.
Ich habe gestaunt, wie schnell das Spielprinzip von RISK bei Vee gegriffen hat. Obwohl sie sich immer dagegen gesträubt hat, macht sie dann doch mit und ist sehr schnell süchtig geworden. Das liegt daran, dass Risk jedem guten Challenge-Teilnehmer auf ganz perfide Art die perfekten Belohnungen heraussucht. Das gruseligste daran fand ich, dass diese Methoden einem so bekannt vorkommen. Facebook wählt zB genau die Werbung aus, die genau auf dich und niemanden sonst zutrifft. Genauso ist es mit den Gewinnen und das gibt einem doch zu denken, denn theoretisch ist so ein Spiel schon heute auf diese Art realisierbar.
Mir hat gut gefallen, dass ohne Wertungen deutlich wurde, wie gefährlich diese Abhängigkeit ist, das Bestreben, nur noch diese eine Challenge aushalten zu müssen, damit man die begehrten Preise erhält. Ich glaube, dass jeder Mensch durch ein gutes Belohnungssystem zu ködern ist. Würden wir nicht auch schwach werden, wenn ein Megaberg von Büchern winken würde?
Teilweise kamen mir die Personenkonstellationen etwas zu kurz, aber das konnte ich verschmerzen. Denn darum ging es ja nicht in erster Linie. Gefehlt hat mir aber am Ende definitiv eine kritische Auseinandersetzung mit dem Ganzen. Das Ende ist nicht direkt offen, aber es findet keine Reflexion statt, zumindest nicht mit den Beteiligten und mit den Spielemachern. Das habe ich vermisst, denn das habe ich bei so einer Thematik doch erwartet. Nicht auf eine moralisch abgegriffene Art, sondern einfach nur, um deutlich zu machen, was es bedeutet, bei so etwas mitzumachen.
Dennoch hat mich die Thematik stark zum Nachdenken angeregt und mich sehr betroffen gemacht, weswegen das Buch seinen Sinn für mich erfüllt hat.

Fazit:
Ein spannender Thriller, der mit Elementen aufwarten kann, die jedem durch Social Media vertraut sind. Es ist spannend beschrieben, wie auf perfide Art Spiele mit ahnungslosen Teilnehmern getrieben werden. Leider vermisse ich eine kritische Auseinandersetzung mit dem Geschehenen am Ende, dennoch hat mich das Buch sehr nachdenklich gemacht, was mir gut gefällt.