Rezension

Bitterböse aber ehrlich

Erwachsene Menschen -

Erwachsene Menschen
von Marie Aubert

Bewertet mit 5 Sternen

„Das ist nicht gerecht. Dass es für andere so leicht sein soll und für mich so schwer, ich verstehe nicht, woran es liegt, ob es eine Formel gibt, einen Code, den die anderen kennen, den sie schon im Kindesalter kannten und der mir entgangen ist.“

Ida... Vierzig Jahre alt ist sie. Architektin, ohne Partner. Große Tochter, großer Schwester, Stieftante, Schwägerin. Jeden Sommer fährt sie ins gemeinsame Sommerhaus, um mit ihrer Familie Paar Tage zu verbringen. Eine kunterbunt gemischte Truppe, die zusammen kochen, Bootsausflüge machen und einfach die Beisammensein genießen. Von außen betrachtet ist alles ganz harmonisch, doch hinter die Mauern brodelt es gefährlich. Wo Ida endlich mit ihrer Kinderlosigkeit konfrontiert und sich entschlossen hat, ihre Eizellen einfrieren zu lassen, erzählt ihre Schwester Marthe, dass sie schwanger ist. Vielleicht würde sie mit ihr freuen können, wäre die Klinik nicht bei ihr angerufen und mitgeteilt hat, dass für eine Eizellenentnahme für sie leider zu spät sei. Dunkelgrauer Wolken, vollbeladen mit Neid, geschwisterliche Rivalitäten und seit Jahren unterdrückte Eifersucht schweben über die Familie und Ida hält ihre Regenschirm weit offen, damit der Blitzt tiefer schlagen kann...

Die norwegische Autorin hat mit ihrer leichten Sprache ein Hauptcharakter erschaffen, die zutiefst egozentrisch und unsympathisch ist. Doch trotzt Idas unschwesterliche Benehmen und viel Drama hat es ihr gelungen daraus einen realitätsnahe Geschichte auszuschöpfen. Darf man als Erwachsene gegenüber ihrer Schwester neidisch sein? Ist Neid ein kindliches Empfindung? Wann ist man richtig Erwachsen?

„Erwachsene Menschen“ ist ein kurzes, dafür aber bitterböses und sehr ehrliches Buch.