Rezension

Bitterböse und witzige Social Fiction und Dystopie

Die Sprengmeister und der unheilige Gral - Heiner Wacker

Die Sprengmeister und der unheilige Gral
von Heiner Wacker

Bewertet mit 4.5 Sternen

Das Jahr 2040: Die Schere zwischen Arm und Reich klafft weit. Während die kleine reiche Oberschicht der Plutokratie dekadente Partys feiert, trifft sich eine kleine Clique um den 76-jährigen Carsten Kluncker, angestellter Gärtner beim Freiherr von der Hohen Ward, in ihrer "Mumien-WG" zur Sterbehilfe-Abschiedsfeier eines kranken Kumpels. Soweit, so "normal" für die Zukunft, doch dann erschüttert ein Bombenanschlag auf den Debütanntinnenball der Reichen, ausgeführt von einer alten Dame, die schöne neue Welt. Bald sind nicht nur die Polizei, darunter Erkan Ederim,  sondern auch Carsten, seine rätselhafte neue Freundin, die 60-jährige Mandy, seine Clique, ein rotzfrecher Kater und weitere skurile Charaktere involviert in eine Jagd auf die "Sprengmeister" und den "Heiligen Gral", die gentechnische Lösung zur Unsterblichkeit, die eigentlich nur den Reichen vorbehalten sein soll...

Neben der Haupthandlung gibt es eingestreute Exkurse, die die Gesellschaft um 2040, wie sie nach den Gesetzen des Neoliberalismus und Raubtierkapitalismus aussehen sollte, erklären und gleichzeitig eine herbe und pointierte Gesellschaftskritik der heutigen Gegenwart darstellen. Als Leser gruselt es einen schon sehr, wenn man die möglichen Auswirkungen der heutigen Tendenzen so präzise und schonungslos zu lesen bekommt. 

Die Geschichte an sich war mir etwas zu actionlastig, vor allem am Ende. Durch die Exkurse wird sie aber sehr gut abgerundet, so dass man eine unterhaltsame und interessante, auch sehr kritische Lektüre vor sich hat.

Der Erzählstil ergänzt die Geschichte und Exkurse sehr, da er ebenso schonungslos ehrlich und boshaft-zynisch ist wie es für diese Dystopie angemessen ist. 

Fazit: Wer weichgespülte Geschichten ohne Hintergedanken und Kritik mag, ist hier falsch. Dieses Buch ist nicht einfach nur eine unterhaltsame und interessante Geschichte nach dem "was-wäre-wenn"-Prinzip, sondern eine Abrechnung mit der heutigen Gesellschaft und den neoliberalen und kapitalistischen Anforderungen und Zielen und wie blind die Menschen sich diese gefallen lassen. Ein Buch, um den Lesern die Augen zu öffnen!