Rezension

Blick in die Zukunft

Soon -

Soon
von Thomas Cadene

Bewertet mit 4 Sternen

Wir schreiben das Jahr 2151. Nachdem sich die Menschheit Jahrhundertelang schadlos an der Natur und ihren Ressourcen gehalten hat, ist nun nur noch ein Bruchteil der Weltbevölkerung übrig. Viruspandemien und Kriege taten ihr übriges. Die Menschen leben jetzt in sieben sogenannten Zonen, doch der Großteil der Fläche der Erde ist der Natur überlassen und für die Menschen tabu.

In Soon begleiten wir Yuri und seine Mutter Simone, die als Astronautin an einer beispiellosen Mission teilnehmen wird um das Überleben der Menschheit auf einem anderen Planeten zu sichern. Doch es ist eine Reise ohne Wiederkehr und so folgen wir Yuri und Simone auch durch ihre letzten gemeinsamen Tage.

Thematisch ist Soon brandaktuell! Es berichtet von Pandemien, Umweltverschmutzung und Kriegen und spinnt die Folgen unseres jetzigen Verhaltens so gekonnt weiter, dass man als Leser kaum einen Zweifel haben kann, in 130 Jahren genau in der Welt zu landen, in der Yuri leben muss. Ihm bei der Erkundung der verschiedenen Zonen zu folgen, war auch der Teil der Graphic Novel, der mir am besten gefallen hat. Dazu der schwelende Konflikt mit seiner Mutter, die die Idee vom Fortbestand der Menschheit über ihr einziges Kind stellt. Verständlich und Absurd zugleich!

Die Geschichte von Yuri und Simone macht aber eigentlich nur die Hälfte des Buches aus. Die andere Hälfte, die sich auch gestalterisch unterscheidet, liefert Erklärungen und Hintergründe für den Zustand der Welt 2151 und das Zustandekommen der Raumfahrmission SOON. Einerseits war ich begeistert von der absolut gelungenen gestalterischen Umsetzung dieser Masse an Informationen, andererseits waren es letztlich doch zu viele trockene Fakten, die die riesige Hintergrundgeschichte unterfüttert haben und ich hätte mir einen stärkeren Fokus auf Yuris Erlebnisse in den Zonen gewünscht.

Soon verbindet aktuelle Probleme mit einer besonderen Mutter-Sohn-Geschichte. Zeichnerisch hätte man hier nichts besser machen können. Die Gestaltung war on point, besonders wie oben erwähnt, im erklärenden Teil. Leider waren die vielen Informationen mitunter anstrengend zu lesen und für meinen Geschmack blieb die Hauptstory dabei zu sehr auf der Strecke. Insgesamt aber trotz kleiner Abstriche ein sehr gelungenes Buch!